Deine Helden von damals: Wolfgang Rolff

"Winnie Schäfer wäre zum richtigen Zeitpunkt der richtige Mann am richtigen Platz."

Wolfgang Rolff (l.) und Winnie Schäfer.
Drei Jahre lief Wolfgang Rolff als KSC-Kapitän unter Winnie Schäfer auf. © imago images/Kicker/Liedel

Wolfgang Rolff war ein besonderer Profi. Einerseits Vorarbeiter, Kämpfer, der Mann fürs Grobe. Der Mann, der Virtuosen wie Magath und von Heesen den Rücken freihielt. Doch anderseits eben selbst auch auffällig als Kreativkraft, als Antreiber, als feiner Fußballer mit dem Blick für das perfekte Zuspiel. Spieler mit diesem Bündnis entgegengesetzter Fähigkeiten sind selten. Heute wie damals.

So konnte sich Wolfgang Rolff auf der Bundesliga-Bühne länger halten als es der Mehrzahl gemeinhin gelingt. 563 Profispiele mit 81 Treffern, dazu 37 A-Länderspiele sowie 20 Auftritte im U21-Team des DFB sind Zeugnis einer großen Karriere. In allen Klubs, in denen er aktiv war, wählten ihn die Kollegen oder ernannten ihn die Trainer zu ihrem Kapitän.

Erstmals mit 19 Jahren und letztmals mit 36 jeweils bei Fortuna Köln in der 2. Bundesliga. Und auch beim Karlsruher SC war er drei Jahre lang die rechte Hand des großen Machers Winfried Schäfer. Für uns ist dies ein geeigneter Grund, sich mit ihm über die Präsidentschafts-Pläne des großen „Winnie Wildpark“ zum KSC zu unterhalten.

Wolfgang Rolff, was denken Sie, wenn Sie hören, dass Winnie Schäfer beim KSC nun als Präsident im Gespräch ist?
Wolfgang Rolff: „Ich bin begeistert, eine tolle Idee mit einem tollen Mann. Aus meinem eigenen Erleben weiß ich, dass niemand auf der Welt einen höheren Stellenwert im Karlsruher Fußball erlangen konnte als Winnie Schäfer. Er personifiziert stolze Karlsruher Fußball-Tradition. Mit ihm an der Spitze wird der KSC wieder neues Vertrauen gewinnen.“

Schäfer ist 70 inzwischen, war jahrzehntelang Weltenbummler als Trainer, also nicht am Puls des KSC. Warum trauen Sie ihm dennoch zu, in diesen schwierigen Zeiten ein solch komplexes Amt meistern zu können?
Rolff: „Da sehe ich keine Probleme. Winnie hat sich überhaupt nicht verändert. Schauen Sie ihn sich doch nur mal an, welch eine Power ihn immer noch treibt, wenn er mit seiner urigen Mähne durch die Coaching-Zone tigert.

Und aus vielen Telefongesprächen mit ihm weiß ich: Winnie ist – was den deutschen Fußball und den KSC betrifft – absolut im Bilde. Deshalb bin ich mir sicher: Er hat sich überhaupt nicht verändert und wird seine Zuhörer und Mitstreiter auch heute für seinen Weg begeistern können.“

Kurioserweise passierte das bei einer wilden Rauferei am Bökelberg. (über sein Kennenlernen mit Winnie Schäfer)

Winnie Schäfer war zwölf Jahre Trainer des KSC. Drei davon, von 1991 bis 1994 mit Ihnen als Kapitän. Sie waren schon deutlich über 30 damals und dennoch bezeichnet er Sie auch heute noch als einen der drei besten Einkäufe, die er jemals getätigt habe. Wissen Sie noch, wann und wie Sie in sein Fußballherz gehüpft sind?
Rolff: „Kurioserweise passierte das bei einer wilden Rauferei am Bökelberg. So hat er es mir jedenfalls erzählt. Ich war mit dem HSV sein Gegenspieler damals. Winnie und Matthäus zogen das Gladbacher Spiel auf. So flogen irgendwann die Fetzen zwischen uns. Doch als Winnie mir zu nahe kam, wurde es plötzlich dunkel um ihn, weil Hrubesch, Kaltz und Jakobs blitzschnell mit ihren mächtigen Körpern zur Stelle waren, um mich zu verteidigen.

Winnie hat mir dann zig Jahre später verraten, dass es ihm imponiert hat, wie ich in meiner ersten Spielzeit für den HSV bereits eine solch hohe Anerkennung erlangen konnte, um schon unter dem Schutz der Stars zu stehen. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet, als er auf mich losging.“

Sie wurden Vize-Weltmeister mit dem DFB, holten mit dem HSV den Europacup und die deutsche Meisterschaft sowie mit Bayer Leverkusen den Uefa-Cup. Doch da existiert auch dieses legendäre 7:0 über den FC Valencia im Uefacup. Erzielt mit Winnie Schäfer und dem KSC. Was bedeutet Ihnen dieses Ereignis?
Rolff: „Im Ranking meiner Karriere steht dieses „Wunder vom Wildpark“, wie es sogar in einer eigenen Wikipedia-Datei festgehalten ist, ganz weit oben. Wir hatten das Hinspiel in Valencia 3:1 verloren. Doch im Rückspiel im November 1993 haben wir der Fußballwelt gezeigt, warum wir damals ein etabliertes Team der Bundesliga waren.

In den drei Spielzeiten, die ich miterlebte, wurden wir Achter und zweimal Sechster. Wir waren ein tolles Team, denn Winnie hat uns großartig motiviert. Hat alles Mögliche auf die Beine gestellt, damit wir immer an uns und unsere Werte glauben.“

Winnie hat nur noch Bilder gezeigt, die Valencia eher blass und besiegbar aussehen ließen. (über das legendäre 7:0 gegen Valencia)

Zum Beispiel?
Rolff: „Valencia war Tabellenerster damals in Spanien und dieses Selbstbewusstsein haben wir dort in Valencia auch zu spüren bekommen. Doch in der Vorbereitung auf das Rückspiel hat uns Winnie dann nur noch Bilder von diesem Spiel gezeigt, die Valencia eher blass, also besiegbar aussehen ließen.

Außerdem hat er aus dem Zusammenschnitt den Ton abgestellt und die Farbe rausgenommen. Mit diesen nicht mehr sonderlich beängstigenden Eindrücken im Kopf haben wir uns angeschaut und entschieden: Valencia packen wir noch!“

Winnie Schälfer (l.) berät sich mit Wolfgang Rolff.
1998 arbeitete Wolfgang Rolff als Co-Trainer unter Winnie Schäfer beim VfB Stuttgart. © imago images/Sportfoto Rudel

Gab es weitere Erfolgsrezepte?
Rolff: „Die Mischung des Teams war großartig. Mit Olli Kahn produzierte der KSC gerade wieder einmal einen FC-Bayern-Star. Das war ja zuvor bereits mit Scholl und Sternkopf gelungen. Mit Metz, Schütterle, mit Euro-Eddy waren weitere Spieler mit regionaler Verbundenheit an Bord. Dann hatten wir zwei Russen, Kiriakov und Shmarov, die alles in Grund und Boden dribbelten.

Und hinten verbreiteten unsere Ossis, Dirk Schuster und Burkhard Reich, jede Menge Respekt. Und am Sonntag nach dem Auslaufen ist niemand nach Hause gegangen. Da haben wir uns in der Faßbender-Tennishalle erst ausgetobt und uns dann gemeinsam bei dem einen oder anderen Weizenbier ausgeruht. Das war perfektes Karlsruher Teambuilding.“

Winnie war immer voller Mitgefühl für seine Spieler. (über die Menschenführung von Winnie Schäfer)

Was hatte Winnie Schäfer, womit andere Ihrer großen Trainer nicht punkten konnten?
Rolff: „Winnie ist es immer gelungen, alle Spieler – auch die Reservisten – mit auf seinen Weg zu nehmen. Er hat sich ihre Probleme angehört und bewertet. Er hat Spieler in den Arm genommen, wenn er spürte, dass sie diesen Zuspruch jetzt brauchten.

Aber er hat auch – doch immer achtsam – seine Kritik platziert, wo es nötig war. Winnie war immer voller Mitgefühl für seine Spieler und auf dieser Ebene packte er seine Spieler bei der Ehre und motivierte sie dazu, jederzeit 100 Prozent zu geben. Für das Team, für den KSC und für die vielen Fans.“

Winnie Schäfer wäre zum richtigen Zeitpunkt der richtige Mann am richtigen Platz. (über einen möglichen KSC-Präsidenten Winnie Schäfer)

Nachdem dann auch für Schäfer 1997 beim KSC die Uhr abgelaufen war, verließ ihn hierzulande das Fußballglück. Erst beim VfB Stuttgart, dann bei TeBe Berlin. Rund 20 Jahre lang war Schäfer als Trainer eine Art Botschafter des deutschen Fußballs. Auch Sie waren mit Berti Vogts und Felix Magath in der Funktion des Co-Trainers wiederholt weltweit unterwegs. Was hat Winnie Schäfer solche Jobs gebracht?
Rolff: „Überall, wo er gearbeitet hat, ist er erfolgreich gewesen. Er hat die Nationalteams von Kamerun, Jamaica und sogar Thailand zu Titeln geführt. Er hat in Teheran, Dubai, Baku jeweils den FC Bayern des Landes zu Meisterehren gesteuert. Dabei kommen Lebenserfahrungen und Wertschätzungen zusammen, die unbezahlbar sind.“

Für eine neue Aufgabe beim Karlsruher SC?
Rolff: „Unbedingt! Winnie Schäfer wäre zum richtigen Zeitpunkt der richtige Mann am richtigen Platz. Als ehemaliger Weggefährte von Winnie beim KSC kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass dies dort irgendjemand anders sehen könnte.“

Wolfgang Rolff, vielen Dank für das Gespräch!

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