Deine Helden von damals: Wilfried Hannes

Helden von damals: Wilfried Hannes

„Guido Burgstaller ist der Transfer des Jahres“

Zweimal Deutscher Meister, einmal UEFA-Cup-Sieger, dazu WM-Teilnehmer – Wilfried Hannes kann auf eine sehr ereignisreiche Karriere zurückblicken. Der heutige Trainer des Fünftligisten Borussia Freialdenhoven war als Spieler in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach und den FC Schalke 04 aktiv.

Wilfried Hannes coacht den Fünftligisten in der Mittelrheinliga.
Wilfried Hannes ist inzwischen schon seit geraumer Zeit Trainer bei Borussia Freialdenhoven. ©Imago/Norbert Schmidt

1982 war der heute 59-Jährige bei der „Schande von Gijon“ hautnah dabei. Warum er nach wie vor nicht an irgendwelche Absprachen zwischen Deutschen und Österreichern glaubt und wie er die aktuelle Situation seiner Ex-Vereine bewertet, hat uns Wilfried Hannes im Interview für die Rubrik „Deine Helden von damals“ erzählt!

Herr Hannes, was war eigentlich zwischen dem 12. Dezember 1980 und dem 14. März 1981 mit Ihnen los?
Wilfried Hannes: „Boah, da erwischen Sie mich auf dem falschen Fuß… (lacht)“

Damals erzielten Sie in sieben aufeinanderfolgenden Spielen ein Tor, in Leverkusen sogar zwei – und das als Verteidiger…
Hannes: „Ach so. Aber ich habe ja generell für einen Verteidiger viele Tore gemacht. Das lag damals sicher am offensiven Spielstil von Jupp Heynckes, der uns sehr viele Freiheiten gegeben hat. Er wollte immer Abwehrspieler sehen, die auch nach vorne spielen. Und ich hatte immer diesen Drang nach vorne.“

Sie spielten seinerzeit für Borussia Mönchengladbach, wurden mit dem Klub zweimal Meister und UEFA-Cup-Sieger. Was bedeutet Ihnen die Borussia?
Hannes: „Die Raute ist eine Herzensangelegenheit für mich. Aber man muss auch sagen, dass es schlechte Zeiten gab. Jetzt freut es mich natürlich, dass der Klub aktuell im Aufwind ist. Die Verantwortlichen machen Ihre Sache in meinen Augen überragend. Mittlerweile fahre ich also wieder sehr gerne nach Mönchengladbach.“

Gladbach hat sich in den vergangenen Jahren insgesamt sehr stabilisiert. Wie erklären Sie sich diesen Aufschwung?
Hannes: „Borussia ist gewachsen, da muss sich nur mal das Umfeld ansehen. Was da in den vergangenen Jahren rund ums Stadion passiert ist, ist enorm.

Zudem hatte der Verein sehr viel Glück, mit Lucien Favre (Coach von 2011 bis 2015, d. Red.) den für diese Zeit richtigen Trainer zu haben. Favre hat den Laden komplett umgekrempelt und der Mannschaft einen neuen Spielstil eingeimpft. Ich bin der Meinung, dass ein Stück Favre immer noch in der Borussia steckt.“

Mich überzeugt Dieter Heckings Akribie. (Wilfried Hannes)

Mit dem aktuellen Trainer Dieter Hecking haben Sie damals noch zusammengespielt. Wie beurteilen Sie seine Arbeit und was zeichnet ihn aus?
Hannes: „Mich überzeugt seine Akribie. Er hat zum Beispiel auch Wolfsburg übernommen, als der Verein relativ weit unten stand, und den Verein dann Jahr für Jahr besser gemacht. Das gipfelte in der Vizemeisterschaft und dem Pokalsieg 2015. So etwas kann man nur mit intensiver und richtig harter Arbeit erreichen. Von daher war der Dieter jetzt sicher auch eine gute Lösung für Mönchengladbach.“

Ihre eigenen Leistungen bei der Borussia führten Sie sogar zur WM 1982. Damals machten Sie zwar kein Spiel, saßen aber bei der „Schande von Gijon“ auf der Bank. Wie haben Sie die Partie gegen Österreich erlebt?
Hannes: „Das Spiel hat sich so entwickelt. Ich habe es vor eineinhalb Jahren noch einmal gesehen, da gab es am Anfang schon noch die eine oder andere Torchance.

Und ich glaube heute noch, dass es da überhaupt keine Absprachen im Vorfeld gegeben hat. Wer mal Fußball gespielt hat, der weiß: Wenn ein Punkt reicht, dann spielt man letztendlich auf den Punkt. Da wollte einfach keiner mehr etwas riskieren, weil ein Tor die Konstellation in der Gruppe komplett verändert hätte.“

Wilfried Hannes spielt insgesamt elf Jahre für die Fohlenelf.
Wilfried Hannes absolviert 321 Pflichtspiele für die Fohlen und gewann 1979 den UEFA-Cup. ©Imago/kicker/Liedel

Nach elf Jahren in Gladbach gingen Sie 1986 zu Schalke. Was waren die Gründe?
Hannes: „Ich hatte immer ein paar Probleme mit dem damaligen Manager Helmut Grashoff. Er hatte das Pech, dass ich immer dann überragend in Form war, wenn mein Vertrag auslief. Für mich und die Borussia war das natürlich gut (lacht).

Demzufolge musste Grashoff mir immer einen guten Vertrag anbieten. 1986 hatte ich dann Pech, auch mit einer Verletzung. Da sollte ich ein Angebot unterschreiben, das ich nicht einsehen wollte. Deshalb habe ich dann für Schalke entschieden.“

Schalke war damals ein Abstiegskandidat und ist auch aktuell noch nicht gerettet. Waren Sie von den oftmals dürftigen Auftritten in dieser Spielzeit überrascht?
Hannes: „Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Schalke mit Christian Heidel als Manager und Trainer Markus Weinzierl gut eingekauft hat. Wenn man aber viele neue Spieler wie Stambouli, Bentaleb und Embolo holt, muss man denen eine längere Eingewöhnungsphase gönnen. Und die hat Schalke jetzt hinter sich.

Zudem hat Schalke, meiner Meinung nach, im Winter mit Guido Burgstaller den Transfer des Jahres gemacht. Wenn man so wenig Geld für einen Mittelstürmer ausgibt, der trotzdem regelmäßig trifft – das ist überragend. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass Schalke in der Tabelle noch ein wenig nach oben klettert.“

Schalke hat ein Problem: Den BVB. (Wilfried Hannes)

Auf Schalke gibt es oft sehr hohe Ansprüche. Können Sie das nachvollziehen?
Hannes: „Schalke hat ein Problem: Den BVB. Dortmund war in den vergangenen Jahren immer erfolgreich – und aus der Rivalität heraus wollen die Schalker genauso erfolgreich sein. Dementsprechend ist die Erwartungshaltung. Aber in Dortmund wurde der Mannschaft immer sehr viel Zeit gegeben.

Ich hoffe, dass auch Heidel und Weinzierl jetzt die Zeit bekommen, eine gute Mannschaft aufzubauen. Dann kann es auf Schalke nur aufwärts gehen, denn das Umfeld und die Fans sind top. Es sind alle Möglichkeiten vorhanden, nur hat man bisher nie die Geduld gehabt. Aber jetzt sind sie auf Schalke auf dem besten Weg.“

Sie sind jetzt – mit einem Jahr Unterbrechung – seit 18 Jahren Trainer bei Borussia Freialdenhoven. Können Sie sich nochmal einen anderen Job vorstellen?
Hannes: „Der Verein ist für mich inzwischen auch eine Herzensangelegenheit. Wir sind der höchste Verein hier in der Region. Und wenn man in ein Alter kommt, wie ich jetzt – ich werde ja im Mai 60 – dann glaube ich nicht, dass noch groß irgendetwas anderes für mich ansteht (lacht).“

Welche Ziele haben Sie noch in Freialdenhoven?
Hannes: „Wir sind ein kleiner Dorfklub, der es immer wieder schafft, Jungs aus der Region für sich zu gewinnen und in der 5. Liga eine gute Rolle zu spielen. Wir standen zur Winterpause sogar schon häufiger an der Tabellenspitze, aber aufgrund unserer begrenzten Mittel können wir nicht aufsteigen.

Unser Anreiz liegt darin, hier im Kreis der beste Verein zu sein und junge Spieler zu entwickeln, die dann auch in einer höheren Liga bestehen können. Und das macht mir sehr, sehr viel Spaß. Ich bin oft draußen unterwegs, von daher hält mich die Arbeit bei der Borussia jung.“

Herr Hannes, vielen Dank für das Interview!

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