Deine Helden von damals: Michael Hofmann
Helden von damals: Michael Hofmann
„Ich bin ein bisschen verärgert, was aus 1860 gemacht wurde“
2013 hatte Michael Hofmann seine Karriere eigentlich schon beendet. Doch zwei Jahre später kehrte der Torhüter auf den Fußballplatz zurück. Noch heute, mit inzwischen 44 Jahren, hütet er das Tor des Bayernligisten SV Pullach. Warum er nun im Sommer endgültig aufhören möchte, hat er uns im Interview für die Rubrik „Deine Helden von damals“ erzählt.
Außerdem spricht Hofmann über seine beiden Ex-Vereine 1860 München und Jahn Regensburg. Im Folgenden lest Ihr, wie er die Situationen in den beiden Klubs beurteilt und wem er in einem möglichen Duell in der Relegation die Daumen drücken würde.
Herr Hofmann, die Spieler, mit denen wir sonst sprechen, haben ihre aktive Karriere normalerweise bereits beendet. Sie hingegen stehen mit 44 Jahren immer noch im Tor. Warum tun Sie sich das noch an?
Michael Hofmann: „Ich würde es nicht machen, wenn ich keinen Spaß an der Sache hätte. Hier in Pullach war immer der sportliche Erfolg gegeben, ich stehe nicht in einer Schießbude. Und die körperlichen Voraussetzungen sind immer noch so gut, dass ich wohl auch noch mit 50 im Tor stehen könnte.“
Im Sommer soll aber endgültig Schluss sein. Wie sehr werden Sie das Gefühl, auf dem Platz zu stehen, vermissen?
Hofmann: „Man muss immer wissen, wann Schluss ist. Aber ich hoffe schon, dass ich irgendwo weiter als Trainer am Platz stehen kann. Mein Ziel ist es, in der Regionalliga zu arbeiten. Das ist mit meiner A-Lizenz ja möglich. Ansonsten wird es darauf hinauslaufen, dass ich bei Benefizspielen zwischen den Pfosten stehe oder hier bei mir bei einem kleinen Verein, zum Beispiel in der Kreisliga.“
Den Großteil Ihrer Karriere verbrachten Sie bei 1860 München. War es für Torhüter genauso hart, unter Werner Lorant zu trainieren, wie als Feldspieler?
Hofmann: „Hart ist relativ. Aber es war zu der Zeit wirklich viel Konditions- und Willenstraining. Da hatte man von Athletiktraining oder Taktik noch nicht so viel Ahnung (lacht). Wenn ich das Training von früher mit dem bei heutigen Bundesligisten vergleiche, dann sind wir schon sehr viel gelaufen.
Zu Werner Lorant gibt es natürlich die eine oder andere kuriose Geschichte. 1998 zum Beispiel hatten wir am 2. Spieltag ein Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt. Da haben wir morgens zwischen 10 Uhr und 11.15 Uhr nochmal eine gnadenlose Einheit gemacht – und um 15.30 Uhr war Spielbeginn! Aber für Lorant hatten die ersten Saisonspiele nur Vorbereitungs-Charakter. Und die Krönung war, dass wir das Spiel bei der Eintracht 3:2 gewonnen haben.“
60 hat ein paar Zauberer im Kader, die vergleichsweise viel Geld verdienen. (Michael Hofmann)
Als Sie bei 1860 waren, spielten Sie mit dem Klub noch Champions-League-Quali bzw. UEFA-Cup. Wie sehr schmerzt es Sie, wenn Sie die Löwen heute im Abstiegskampf der 2. Bundesliga sehen?
Hofmann: „Ich bin immer noch voll dabei und schon ein bisschen verärgert, was aus dem Klub gemacht wurde. Trotz des guten Etats schafft es der Verein nicht, eine sportlich funktionierende und konstante Mannschaft ins Rennen zu schicken. Es gibt immer wieder Phasen, wo 1860 ganz gute Ansätze zeigt. Aber die Löwen haben de facto zu wenig Punkte auf dem Konto.“
1860 präsentiert sich in der Außendarstellung sehr unglücklich. Glauben Sie, dass das Auswirkungen auf die Mannschaft haben könnte?
Hofmann: „Es stimmt, in der Vergangenheit sind Sachen passiert, die für den Komödienstadl geeignet waren. Seit etwa einem halben Jahr finde ich die Außendarstellung aber okay, nur kommt durch den ausbleibenden Erfolg automatisch neue Unruhe auf. In München hat man halt eine andere Medien-Landschaft als in Freiburg oder Bremen.
1860 hat damals, als man sich mit dem Investor zusammengeschlossen hat, den Fehler begangen, dass immer wieder Kleinkriege geführt wurden. Da hat man nicht mit-, sondern gegeneinander gearbeitet. Das hat sich verbessert. Jetzt geht es darum, die verbleibenden Spiele vernünftig zu bestreiten und dann hoffentlich im Sommer die Basis dafür zu legen, wieder einen Schritt nach oben zu machen.“
Es ist sehr eng im Abstiegskampf. Befürchten Sie den Absturz der Löwen in die 3. Liga?
Hofmann: „Die Befürchtung ist natürlich da. Sechzig hat den Abstiegskampf jetzt schon zwei Jahre mitgemacht und ist dadurch auch ein wenig gestählt. Aber man kann nicht davon ausgehen, dass sie es nur aufgrund der Erfahrung schaffen. Das wäre genau der falsche Ansatz.
Andere Mannschaften da unten, wie Aue oder Bielefeld, wissen von Beginn an, dass sie gegen den Abstieg spielen werden. Dadurch haben sie andere Charaktereigenschaften. Sechzig hat natürlich ein paar Zauberer im Kader, die vergleichsweise viel Geld verdienen. Da muss man jetzt sehen, wer im Abstiegskampf den richtigen Charakter beweist.“
Wem würden Sie in einer möglichen Relegation eigentlich mehr die Daumen drücken: 1860 München oder Jahn Regensburg?
Hofmann: „(lacht) Ich wünsche mir einfach, dass es nicht zu dieser Konstellation kommt. Ich habe darauf getippt, dass Sechzig den 15. Platz erreicht und Jahn Regensburg als Zweiter direkt aufsteigt, um dieser Partie aus dem Weg zu gehen.“
In Regensburg ist etwas machbar. (Michael Hofmann)
Für den Jahn spielten Sie von 2010 bis 2013. Hätten Sie den Regensburgern den eventuellen Durchmarsch jetzt zugetraut?
Hofmann: „Nein, das ist sensationell. Die Mannschaft hat sich seit meinem Abschied ja sehr verändert. Ich kenne nur noch Oliver Hein und Sebastian Nachrainer. Das sind tolle Jungs. Aber allgemein hat sich die ganze Struktur in Regensburg verbessert. Als wir 2012 aufgestiegen sind, wurden wir von der Situation ein wenig überfahren.
Jetzt hat der Jahn, auch aufgrund der großen Wirtschaftskraft in der Oberpfalz, viel bessere Voraussetzungen. Dass Regensburg so durchmarschiert, ist natürlich schön. Heiko Herrlich und Christian Keller haben eine gute Mannschaft zusammengestellt. Wenn es mit dem Aufstieg klappen sollte, dann ist da schon etwas machbar.“
Herr Hofmann, was machen Sie am 20. Mai nach dem letzten Pflichtspiel Ihrer aktiven Karriere?
Hofmann: „Wir haben ja noch die Chance auf die Meisterschaft in der Bayernliga. Wenn wir das schaffen, laufe ich erstmal rückwärts mit den Jungs durch die Gistlstraße hier am Stadion. Und natürlich würde ich mir dann erst einmal ein gutes Münchner Bier genehmigen und dabei auf der Bierbank die zweite Halbzeit des letzten Bundesliga-Spieltags schauen.
Danach werden sicher wieder einige Emotionen hochkommen, wie zum Ende meiner Zeit bei Sechzig oder beim Jahn. Aber ich kann es inzwischen besser einordnen und verarbeiten, weil ich diesen Abschied schon seit langer Zeit geplant habe. Anschließend werde ich erst einmal Torhüter trainieren und dabei mit vielen Stützpunkten zusammenarbeiten.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Hofmann!
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