Deine Helden von damals: Marcel Witeczek

Helden von damals: Marcel Witeczek

„Die Gegner haben zu viel Angst vorm FC Bayern“

Deutscher Meister 1994 und 1997, dazu der Gewinn des UEFA-Cups 1996 – das ist die Titelsammlung von Marcel Witeczek. Der in Polen geborene Offensivmann kam über Oberhausen, Uerdingen und Kaiserslautern zum FC Bayern, wo er die erfolgreichste Zeit seiner Profikarriere verbrachte.

Marcel Witeczek im Zweikampf mit Barcelonas Guillermo Amor.
Marcel Witeczek (r.) gewann 1996 mit Bayern den UEFA-Cup. Im Halbfinale traf er 2-mal gegen Barca. ©Imago

Später war Witeczek dann auch noch für Borussia Mönchengladbach und Wattenscheid 09 aktiv. Warum er nach der Karriere keine Trainer-Laufbahn einschlagen wollte und wie er die aktuelle Situation seiner Ex-Klubs einschätzt, erfahrt Ihr in unserem exklusiven Interview für die Rubrik „Deine Helden von damals“!

Herr Witeczek, Sie haben 410 Bundesliga-Spiele absolviert, mal im Sturm, später auch im Mittelfeld oder sogar in der Abwehr. Welche war Ihre Lieblingsposition?
Marcel Witeczek: „Ich bin von Grund auf Stürmer gewesen, aber am liebsten habe ich im Mittelfeld gespielt. Da konnte man am besten am Spiel teilnehmen, hatte die meisten Ballkontakte. Ich kam ja auch sehr über meine Laufstärke, war sehr ausdauernd – das kam mir im Mittelfeld zugute.“

Ihre Profikarriere begann in Uerdingen. Gleich in Ihrer ersten Saison durften Sie im UEFA-Cup ran. Zusammen mit den Funkel-Brüdern, Kuntz und Bierhoff ging es u.a. gegen Barcelona mit Gary Lineker. Kann man so etwas als 18-Jähriger überhaupt richtig einordnen?
Witeczek: „Nein, man begreift erst ein paar Jahre später, was man da in so jungen Jahren erlebt hat. Ich hatte dann ja noch das Glück, dass ich zwei weitere Male im Camp Nou spielen durfte.“

Unter anderem mit dem 1. FC Kaiserslautern, zu dem Sie 1991 wechselten. Warum blieben Sie letztlich nur zwei Jahre in der Pfalz?
Witeczek: „Im Grunde genommen hat es mir in Kaiserslautern sehr gefallen, vor allem auch wegen der Fans. Die saßen im alten Stadion damals fast an der Außenlinie und haben für eine super Stimmung gesorgt. Dazu hatten wir in den beiden Jahren viel Erfolg. Wenn das Angebot vom FC Bayern nicht gekommen wäre, wäre ich wohl noch länger geblieben.“

Der FCK hat in diesem Jahr einen katastrophalen Saisonstart hingelegt, sich zuletzt aber gefangen. Glauben Sie, dass die Roten Teufel bis zum Ende um den Klassenerhalt zittern müssen?
Witeczek: „Die Fans sollten nicht mehr erwarten, als dass Kaiserslautern in der Liga bleibt. Der Verein hat viele Probleme. Es wird also wohl noch ein paar Jahre dauern, bis der FCK wieder an frühere Erfolge anknüpfen kann. Das wird nicht einfach.“

FC Hollywood? Wir haben nicht in Filmen gespielt. (Marcel Witeczek)

Nach Ihrer Zeit am Betzenberg ging es für Sie zum FC Bayern. Damals galten die Bayern als „FC Hollywood“. War es wirklich so schlimm zu jener Zeit?
Witeczek: „Nein, das kam alles von außen. Wir haben Fußball und nicht in irgendwelchen Filmen gespielt. Und wir hatten auch Erfolg. Der Begriff ist einfach von einer bestimmten Zeitung damals etabliert worden.“

Mit dem FC Bayern sind Sie Deutscher Meister und UEFA-Cup-Sieger geworden. Letzterer Wettbewerb galt bei Franz Beckenbauer als „Cup der Verlierer“.
Witeczek: „Das hat er gesagt, aber trotzdem möchte doch keiner den Titel am Ende nicht holen. Wir haben in der Meisterschaft damals schlecht gespielt, da gab es ja auch den Trainerwechsel von Otto Rehhagel hin zu Beckenbauer. Das war eine sehr schwierige Saison. Trotz alledem haben wir den UEFA-Cup letztlich gewonnen.“

Marcel Witeczek im Flugzeug mit der Meisterschale.
1994 und 1997 hielt der in Polen geborene Witeczek die Meisterschale in den Händen. ©Imago

Die Bayern waren in den vergangenen Jahren so dominant wie nie zuvor. Finden Sie die Bundesliga an der Spitze mittlerweile auch langweilig?
Witeczek: „Jede Mannschaft hat immer noch die Chance, gegen Bayern zu gewinnen. Wenn die Gegner nur nicht mehr so viel Angst und Respekt hätten. Ich glaube aber schon, dass die Bayern in dieser Saison noch das eine oder andere Spiel verlieren werden und die Saison noch spannender wird.“

Wie schätzen Sie Bayerns Chancen auf den Gewinn der Champions League ein?
Witeczek: „Die sind seit vier, fünf Jahren ständig im Halbfinale dabei. Wenn sich die Mannschaft noch ein bisschen mehr findet, dann wird sie noch stärker. Ich hoffe, dass die Bayern wenigstens mal wieder ins Endspiel kommen – da ist es dann immer ein bisschen Glückssache.“

Gladbach kann sich als dritte Kraft etablieren. (Marcel Witeczek)

Was trauen Sie Borussia Mönchengladbach, für die Sie ab 1997 spielten, in dieser Saison zu?
Witeczek: „Die Mannschaft spielt seit einigen Jahren richtig gut, die Entwicklung ist sensationell. Max Eberl leistet tolle Arbeit, davor muss man den Hut ziehen. Momentan merken sie, dass es schwierig ist, auf mehreren Hochzeiten zu tanzen. Aber ich glaube schon, dass die Entwicklung positiv bleiben wird. Gladbach muss zusehen, dass es möglichst immer international spielt – dann kann sich der Verein als dritte Kraft hinter Bayern und Dortmund etablieren.“

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Sie erlebten mit Gladbach den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte. War es das schlimmste Erlebnis Ihrer Profi-Karriere?
Witeczek: „Es war nicht einfach damals. Das einzig Positive war, dass viele Spieler geblieben sind und wir innerhalb von zwei Jahren den Wiederaufstieg geschafft haben.“

Sie haben, nachdem Sie 2003 aus Gladbach weggegangen sind, noch zwei Jahre in Wattenscheid gespielt, waren sogar Spielertrainer. Warum haben Sie sich nach der Karriere gegen den Trainerberuf entschieden?
Witeczek: „Ich hab das damals ausprobiert, aber es war halt nichts für mich. Auch wenn ich nur Coach und nicht Spielertrainer gewesen wäre, war es nicht das, was ich mir für später gewünscht hätte. Da wäre man dann immer noch viel auf Reisen und wenig zu Hause gewesen. Davon hatte ich nach 20 Jahren genug und habe deshalb einen anderen Weg eingeschlagen.“

Was machen Sie heute?
Witeczek: „Ich bin Sportreferent und arbeite für die AOK. Wir gehen in Schulen und Vereine, machen Lehrer-Fortbildungen und organisieren Turniere. In den nächsten zwei, drei Monaten machen wir eine Tour durch 20, 30 Schulen. Dort trainieren wir die Kinder und erzählen von der Karriere – das ist immer eine ganz schöne Sache.“

Herr Witeczek, im Namen der Redaktion von Wettmaxx.com danken wir Ihnen für dieses Interview!

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