Deine Helden von damals: Jochen Seitz
Deine Helden von damals: Jochen Seitz
„Der Erfolg gibt Julian Nagelsmann recht“
Jochen Seitz spielte während seiner Profi-Karriere für insgesamt zehn verschiedene Vereine – unter anderem für die SpVgg. Unterhaching und die TSG 1899 Hoffenheim. 20 Jahre, nachdem er seine Laufbahn bei Viktoria Aschaffenburg begonnen hat, ist er im vergangenen Jahr dorthin als Trainer zurückgekehrt.
Wie die Ambitionen des 40-Jährigen als Coach sind, an welche Highlights seiner Karriere er sich besonders gerne erinnert und wie er die aktuelle Situation in seinen Ex-Vereinen einschätzt, verrät Jochen Seitz im Interview für unsere Reihe „Deine Helden von damals“!
Herr Seitz, als Sie 1996 Viktoria Aschaffenburg in Richtung Hamburger SV verließen, hätten Sie da gedacht, dass Sie 20 Jahre später als Cheftrainer beim SVA arbeiten würden?
Jochen Seitz: „(lacht) Nein, das war natürlich so nicht vorgesehen. Allerdings hat mich das Fußball-Trainergeschäft auch damals schon interessiert, gerade in Bezug auf Taktik und verschiedene Spielformationen. Insofern war es schon mein Ziel, im Fußball zu bleiben. Aber dass ich wieder bei der Viktoria lande, konnte natürlich keiner wissen.“
Mit Ihrer Mannschaft spielen Sie aktuell in der 5. Liga und haben zwei Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. Geht da was in Sachen Aufstieg?
Seitz: „Es ist nichts unmöglich. Ich habe die Mannschaft ja auch erst im September übernommen, damals auf einem Mittelfeld-Platz. Die Spiele unter meiner Regie haben wir bisher ganz gut hinbekommen. Insofern haben wir jetzt wieder die Möglichkeit, oben anzugreifen. Und wenn wir die Chance auf den Aufstieg bekommen, dann wollen wir sie natürlich auch nutzen.“
Kommen wir zu Ihrer eigenen Profi-Karriere. Nach einem Jahr beim HSV wechselten Sie zur SpVgg. Unterhaching. War der Bundesliga-Aufstieg 1999 die größte Überraschung, die sie selbst je erlebt haben?
Seitz: „Ja, damit war absolut nicht zu rechnen. Als ich dorthin gekommen bin, hat Unterhaching immer gegen den Abstieg aus der 2. Liga gespielt. Aber dass wir im Jahr nach dem Aufstieg in der Bundesliga die Klasse gehalten haben, das war mit Sicherheit genauso hoch zu werten wie der Aufstieg selbst.“
War der Klassenerhalt das Highlight schlechthin oder eher die Tatsache, dass Sie Leverkusen die Meisterschaft 2000 versaut haben?
Seitz: „(lacht) Das kann man so nicht miteinander vergleichen. Es waren aber beides tolle Sachen, die man da miterlebt hat. Es hat ja auch keiner damit gerechnet, dass wir am letzten Spieltag die Bayern noch zum Meister machen. Das war jetzt auch nicht unser primäres Ziel, wir wollten einfach Leverkusen ein bisschen ärgern. Dass es dann so gekommen ist, war natürlich trotzdem sensationell.“
Haching verdient es, im professionellen Fußball stattzufinden. (Seitz)
Haching pflügt aktuell durch die Regionalliga Bayern. Glauben Sie an die Rückkehr in den Profifußball?
Seitz: „Ich hoffe es ganz doll. Gerade meinen Ex-Klubs drücke ich natürlich immer noch die Daumen, weil es überall einfach schöne Zeiten waren. Vor allem Haching, weil wir dort eine sehr erfolgreiche Zeit hatten. Die hätten es schon verdient, im professionellen Fußball wieder stattzufinden.“
Für Sie persönlich folgten nach Haching drei Jahre in Stuttgart, auch unter Felix Magath. War er der härteste Trainer Ihrer Karriere?
Seitz: „Klar. Der Felix war schon ein harter Hund. Aber auch da hat man sehr viel dazugelernt. Er hat zwar hart trainiert, aber wir waren eben auch dementsprechend fit und dadurch anderen Teams teilweise ein bisschen überlegen.“
Haben Sie Dinge von Felix Magath für Ihre Arbeit als Trainer übernommen – Stichwort: Medizinbälle?
Seitz: „(lacht) Die gibt es ab und zu auch bei mir, wenn wir Krafttraining machen. Aber das ist doch eher die Ausnahme. Grundsätzlich habe ich eigentlich von jedem Trainer ein bisschen was mitgenommen. Vom Felix eben, dass man hundertprozentig fit sein muss und dass dafür der Grundstock in der Vorbereitung gelegt wird.“
Weiter ging es für Sie über Schalke und Kaiserslautern nach Hoffenheim. Warum entschieden Sie sich 2006 für den Schritt von der Bundesliga in die Regionalliga?
Seitz: „Wir hatten damals eine schwierige Zeit in Kaiserslautern. Der Trainer (Wolfgang Wolf, Anm. d. Red.) hat nicht besonders auf mich gebaut. Insofern hatte ich die Möglichkeit, ins Ausland oder eine Liga tiefer zu gehen.
Ich hatte damals auch Angebote aus der 2. Liga. Aber dadurch, dass Lorenz-Günther Köstner – den kannte ich ja noch aus Hachinger Zeiten – in Hoffenheim Trainer war und er mich unbedingt wollte, war das auch im Hinblick auf das Konzept des Vereins für mich ein logischer Schritt. Das war einfach ein interessantes Projekt.“
Nicht die schlechteste Entscheidung, denn in Hoffenheim erlebten Sie den Durchmarsch von der Regionalliga in die Bundesliga mit.
Seitz: „Genau, das waren drei sehr erfolgreiche Jahre. Wir sind ja dann auch noch Herbstmeister geworden. Ich bin dann aber gegangen, weil ich nicht mehr die Rolle gespielt habe, die ich mir vorgestellt habe. Aber insgesamt ist das Konzept in Hoffenheim voll aufgegangen, schließlich hat sich der Verein inzwischen in der Bundesliga etabliert.“
Die Sicht auf Hoffenheim hat sich normalisiert. (Jochen Seitz)
Hoffenheim wurde damals extrem kritisch gesehen, das hat sich inzwischen aber ein bisschen gelegt. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Seitz: „Weil es andere Klubs wie Leipzig gibt! (lacht) Aber auch gegenüber Hoffenheim sind die Traditionsvereine immer noch skeptisch. Ich denke aber, dass Hoffenheim auch durch Trainer Julian Nagelsmann jetzt eine sympathische Mannschaft hat. Dadurch hat sich die Sicht vieler Leute auf den Verein normalisiert. Und das ist auch gut so.“
Sie haben Julian Nagelsmann angesprochen. War er das Beste, was der TSG passieren konnte?
Seitz: „Es war natürlich ein mutiger Schritt, einen so jungen Trainer zu installieren. Aber er hat ja auch vorher schon im Jugendbereich der TSG Erfahrungen gesammelt und dort gute Arbeit geleistet. Deshalb war es vielleicht schon die logische Konsequenz, ihm die Chance zu geben. Allerdings habe ich am Anfang auch gedacht, dass es für einen jungen Trainer schwierig wird, den älteren Spielern etwas erklären zu wollen. Aber er macht das super und der Erfolg gibt ihm recht.“
Absolut, die TSG spielt die beste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte. Reicht es für die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb?
Seitz: „Ich hoffe es. Das würde mich für den Verein freuen, aber auch für den Trainer. Und es wäre sicher eine interessante Geschichte, zu sehen, wie sich Hoffenheim international schlagen würde. Sicher ist: Wenn sie es schaffen, dann haben sie es auch verdient.“
Zum Schluss zurück zu Ihrer Trainer-Karriere. Haben Sie Ambitionen, noch einmal ein paar Ligen höher zu trainieren?
Seitz: „Das muss man mal abwarten. Dazu braucht man ja erstmal den Fußballlehrer – und den habe ich noch nicht, ich habe bisher nur den A-Trainerschein gemacht. Ich habe ja auch noch zwei Kinder im Alter von 10 und 13 Jahren.
Wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, so in drei, vier Jahren, dann wäre das sicher eine interessante Geschichte. Aber das ist nicht mein primäres Ziel, ich habe ja auch nebenbei noch einen Job in der Finanzierungsbranche. Und ich war ja auch 20 Jahre unterwegs, deshalb bin ich jetzt auch mal ganz froh, einen Lebensmittelpunkt gefunden zu haben.“
Herr Seitz, wir danken Ihnen sehr für dieses Interview!
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