Deine Helden von damals: Dieter Schatzschneider

Interview mit Dieter Schatzschneider

„Dieser ganze Schrott ist sehr belastend.“

Vor allem rund um Hannover ist Dieter Schatzschneider eine lebende Legende. Der heute 58-Jährige ist immer noch in verschiedenen Aufgaben bei seinem Herzensverein Hannover 96 unterwegs. Klar, dass ihm die aktuelle Situation des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga besonders nahe geht.

Dieter Schatzschneider auf der Tribüne in der AWD-Arena.
Auch heute ist Dieter Schatzschneider mit Hannover 96 noch eng verbunden. ©Imago

Im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“ sagt der Torjäger frei heraus, wie er die aktuelle Situation in der niedersächsischen Landeshauptstadt wahrnimmt. Außerdem blickt Schatzschneider auf seine aktive Karriere zurück und verrät, was er sich für die Zukunft ganz besonders wünscht.

Dieter Schatzschneider, wie geht es Ihnen heute angesichts der Lage von Hannover 96 in der Bundesliga?
Dieter Schatzschneider: „Wie soll es mir schon gehen? Wir stehen unten drin. Und nach dem vorigen Spieltag, aus dem wir eindeutig als Verlierer herausgegangen sind – wir haben verloren und die anderen Mannschaften allesamt gewonnen – da wird es eigentlich immer schlimmer.“

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Wie erleben Sie persönlich gerade die aktuelle Situation im Verein?
Schatzschneider: „Es tut mir gerade für die Leute leid, die viel in den Verein investiert haben. Das ist natürlich schon etwas, was mich fertig macht. Ich kriege das Ganze auch körperlich zu spüren.

Wenn man das so nah an sich heran lässt, dann kann man nicht mehr schlafen. Der ganze Tag dreht sich immer nur um Fußball. Was kann man besser machen? Wo können wir ansetzen? Wo kann man helfen? Dieser ganze Schrott, das ist sehr belastend.“

Ich bin stolz auf die Fans! (Dieter Schatzschneider)

Sie haben noch viel Kontakt mit 96-Fans. Wie ist die Stimmungslage in der Stadt?
Schatzschneider: „Ich habe die Stimmung unter den Fans in der vergangenen Woche kritisiert, weil ich da ja auch aus eigener Erfahrung sprechen kann. Ich weiß, wie es ist, unten drin zu stehen – da gelingen Dir die einfachsten Sachen nicht mehr. Da macht es keinen Sinn, wenn die Spieler mit der Angst vor Pfiffen von den Rängen auflaufen.

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Jetzt im Derby am Dienstag gegen Wolfsburg bin ich dann positiv überrascht worden. Die Mannschaft hat das Fußballspielen nach 20 Minuten eingestellt und trotzdem haben die Zuschauer die Spieler gefeiert und ihnen Mut gemacht, auch beim Stand von 0:4. Da bin ich richtig stolz auf die Fans!“

„Die Roten“ haben erst 21 Tore geschossen, nur Ingolstadt war bisher noch ungefährlicher. Vermissen Sie einen Torjäger à la Dieter Schatzschneider im aktuellen Team?
Schatzschneider: „Wir haben doch solche Schränke. Adam Szalai und Hugo Almeida, die sehen ja nicht anders aus als ich früher. Die könnten sich da im Angriff schon mal durchsetzen, nur einer alleine wird es eben nicht reißen. Da muss die gesamte Mannschaft mithelfen – sonst sind die Stürmer die ärmsten Leute auf dem Feld.“

Uns ist aufgefallen, dass Hannover besonders kurz vor der Pause und gegen Spielende viele Tore kassiert. Sind das Konzentrationsmängel oder woran könnte das liegen?
Schatzschneider: „Das glaube ich nicht. Ich finde, dass sich der psychische Zustand des Teams deutlich verbessert hat. Aber wenn man sich in der 43. Minute ein Gegentor fängt wie in Leverkusen (Endstand 0:3, Anm. d. Red.), dann geht der Kopf sofort nach unten. Da kann man den Spielern sofort ansehen, wer sich nochmal aufrichten und wen man sofort auswechseln kann.“

Kommen wir mal zu Ihnen persönlich. Was sind heutzutage Ihre Aufgaben bei 96?
Schatzschneider: „Ich bin eigentlich Scout im Jugendbereich. Aber ich habe natürlich auch eine große Nähe zu meinem Präsidenten Martin Kind. Wir machen vieles gemeinsam, fahren zu jedem Auswärtsspiel, sind bei jedem Heimspiel. Außerdem bin ich oft bei Fanklubs. Über zu wenig Arbeit kann ich mich also nicht beklagen.“

Dieter Schatzschneider im Dribbling für Hannover 96 gegen Rot-Weiß Essen.
Dieter Schatzschneider (r.) erzielte in 160 Spielen für Hannover 131 Tore. ©Imago

Niemand hat in der 2. Liga mehr Tore geschossen als Sie – 154 Stück. Glauben Sie, dass dieser Rekord irgendwann geknackt wird?
Schatzschneider: „Das ist ein Rekord für die Ewigkeit. Heute ist es doch so, dass sich Spieler das Paradies aussuchen können, wenn sie nur zehn oder 20 Tore in der 2. Liga geschossen haben. Da kannst du nach England gehen oder in die Bundesliga. Von daher werden die Zweitliga-Spieler, die viele Tore schießen, nicht so lange in der 2. Liga bleiben.“

Sie haben zwischen 1978 und 1982 für Hannover 131 Tore geschossen. Danach haben Sie den Verein verlassen, waren aber bei keiner Ihrer folgenden Stationen länger als zwei Jahre. Warum ist das damals so gelaufen?
Schatzschneider: „Weil ich beim damals besten Verein Deutschlands war, dem HSV. Da war es damals so, wie es heute mit den Spielern läuft, die zum FC Bayern gehen: Alles, was danach kommt, ist ein Abstieg.

In Österreich war ich des Geldes wegen. (Dieter Schatzschneider)

Ich war nach meiner Zeit in Hamburg zwei Jahre auf Schalke, aber da war ich oft verletzt. Dann habe ich gesagt, ich versuche es nochmal eine Liga tiefer bei Fortuna Köln. Aber das hat auch nicht mehr funktioniert. Und ganz zum Schluss, als ich dann in Österreich (beim Grazer AK, Anm. d. Red.) war, da habe ich nur noch des Geldes wegen gespielt. Da mache ich auch keinen Hehl daraus, da muss man auch einfach mal an sich denken.“

Dieter Schatzschneider, abschließende Frage: Wenn Sie drei Wünsche für die nähere Zukunft frei hätten, welche wären das?
Schatzschneider: „Ganz wichtig ist Frieden auf der Welt. Es gibt so viele Probleme, auch hier in Deutschland. Dann soll natürlich mein näheres Umfeld immer glücklich sein. Und dass 96 nicht absteigt. Vor dem Abstieg zu stehen, das ist einfach etwas Grauenvolles. Deswegen wäre es eine gute Sache, wenn die Mannschaft drin bleibt.“

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