Deine Helden von damals: Daniel Ernemann

"Bin Union nach wie vor sehr verbunden"

Daniel Ernemann schwenkt die Union Berlin Fahne
Immer noch ein Eiserner: Ex-Union-Innenverteidiger Daniel Ernemann ©Imago/Camera 4

Daniel Ernemann stand in seiner Karriere in über 140 Partien als Innenverteidiger für Union Berlin seinen Mann, 68 Mal lief er für die Eisernen in der zweiten Bundesliga auf. Im Interview für unsere Reihe „Helden von damals“ spricht der heutige Co-Trainer von Austria Lustenau über seine Zeit in der Hauptstadt, die aktuelle Situation bei Union und gibt einen Einblick in seinen Terminkalender.

Herr Ernemann, aus dem bayerischen Amateurfußball ging es für Sie 1999 zu Union Berlin. Was dachten Sie, als Sie das erste Mal vom Interesse Unions hörten?
Daniel Ernemann: „Ich wurde damals direkt nach dem Spiel vom damaligen Co-Trainer Unions angesprochen. Ich spielte für Augsburg in der Regionalliga Süd, wir hatten ein Heimspiel gegen Reutlingen. Union hat meinen Gegenspieler Marijo Maric beobachtet. Scheinbar habe ich eine überzeugende Leistung abgeliefert, weil ich nach dem Spiel dann direkt das Angebot bekommen habe.

Vor meiner Zeit in Augsburg spielte ich bei den Bayern Amateuren und durfte im Profi-Kader bereits ein Testspiel an der Alten Försterei absolvieren. Von daher hatte ich damals schon eine gute Vorstellung von dem Verein.“

Der Wechsel in die Hauptstadt war sicherlich eine große Umstellung. Was war denn der größte Kulturschock damals?
Ernemann: „Ich habe vorher in München gelebt, von daher war die Umstellung nicht so groß. Nur der Dialekt war etwas anders. Ich komme außerdem aus einer Fußballerfamilie, mein Vater war auch Profi (Anm. d. Red. 46 Zweitliga-Partien für Holstein Kiel) und dadurch bin ich bereits in Kiel und Köln aufgewachsen. Daher habe ich keine großen Probleme, mich an neue Situationen schnell zu gewöhnen.“

Wir haben uns gut geschlagen (über das DFB-Pokalfinale gegen Schalke 04)

Früher wie heute überragend: Die Stimmung an der Alten Försterei. Wie oft bekamen Sie bereits bei der Vereinshymne vor dem Spiel Gänsehaut?
Ernemann: „Die Stimmung ist sehr speziell. Fast das gesamte Stadion besteht aus Stehplätzen, dadurch entsteht eine ganz besondere Atmosphäre. Die Alte Försterei ist eines der wenigen Stadien, das wirklich eine eigene Atmosphäre hat und das genießen die Spieler, egal ob sie nun für oder gegen Union spielen.“

Ihr Spiel war von Athletik und einer gewissen Härte geprägt. Finden Sie, diese für einen Verteidiger wichtigen Eigenschaften werden momentan allgemein zu sehr vernachlässigt?
Ernemann: „Das glaube ich nicht. Heutzutage stehen diese Qualitäten nicht mehr so im Vordergrund, weil ein Verteidiger um einiges vielseitiger sein muss. Früher war der Zehner für den Spielaufbau zuständig, heute sind es oft die Innenverteidiger oder die Sechser. Das sind Qualitäten, die früher nur ganz wenige Innenverteidiger hatten und deswegen taten sie sich durch andere Eigenschaften hervor.“

2001 standen Sie mit Union im Finale des DFB-Pokals gegen Schalke. Wie oft träumen Sie noch von diesem Abend?
Ernemann: „Davon zu träumen wäre übertrieben. Ich erinnere mich auf jeden Fall gerne zurück. Vor zwei Jahren habe ich mir das Finale mal auf Youtube angeschaut. Es war sehr interessant, die Unterschiede zu beobachten. Damals wurde noch ohne Viererkette und mit Manndeckern sowie einem Libero gespielt – das war ein ganz anderes Spiel. Das Finale war auf jeden Fall sehr intensiv und wir haben uns gut geschlagen.“

Da stelle ich mich gerne in den Fanblock (über das Auswärtsspiel Unions in Heidenheim)

Verfolgen Sie heute noch die Spiele Ihres Ex-Klubs?
Ernemann: „Ja, absolut. Ich bin dem Verein nach wie vor sehr verbunden. Leider habe ich es in den letzten Jahren zeitlich nicht geschafft, ein Spiel in Berlin zu besuchen. Mitte November spielt Union aber in Heidenheim. Das habe ich mir schon im Kalender vorgemerkt. Von mir ist das ungefähr eineinhalb Stunden weg und da stelle ich mich dann auch gerne in den Fanblock und genieße die Atmosphäre.“

Union kommt immer besser in Fahrt. Klappt es in dieser Saison mit dem Aufstieg?
Ernemann: „Die zweite Liga ist sehr stark und in der Spitze sehr ausgeglichen. Es muss also vieles zusammenkommen, damit es funktioniert. Ich glaube aber, Union hat mittlerweile eine wirtschaftliche und auch eine strukturelle Basis geschaffen, um diesen Schritt zu gehen. Ich wünsche ihnen den Aufstieg.“

Mit Leistner, Torrejon, Schösswendter und Schönheim haben die Berliner vier qualitativ gute Innenverteidiger. Wen würden Sie aufstellen?
Ernemann: „Da bin ich überfragt (lacht). Schösswendter kenne ich noch aus seiner Zeit beim FC Lustenau. Danach war er ja bei Rapid Wien. Das ist schon eine Hausnummer, auch wenn das Spiel in Deutschland nochmal deutlich physischer und athletischer ist. Womöglich braucht er daher etwas Anpassungszeit, spielerisch kann er aber auf jeden Fall mithalten. Ihm traue ich es zu, dass er mittelfristig seine Einsatzminuten bekommt.

Herr Keller wird da die richtige Entscheidung treffen und seine Aufstellung in diesem Bereich möglicherweise auch immer auf den Gegner ausrichten. Auf jeden Fall stehen tatsächlich vier gute Jungs für diese Positionen im Kader.“

Der Beruf ist meine Leidenschaft (über seine Doppelfunktion in Lustenau)

Von Berlin ging es für Sie nach Lustenau. Wie kam denn der Wechsel nach Österreich zustande?
Ernemann: „Über den damaligen Trainer von Lustenau, Andreas Heraf. Er ist mittlerweile Sportdirektor von Neuseeland. Er war auch schon im Trainerstab in Saarbrücken tätig und kannte mich daher. Da er einen Innenverteidiger gesucht hat und ich ins Anforderungsprofil passte, kam der Kontakt zustande und ich entschied mich mit meiner Familie nach Lustenau zu gehen.“

Nach einem Gastspiel bei Dynamo Dresden kehrten Sie zurück und blieben auch nach Ihrer Karriere in Lustenau; sind momentan Co-Trainer und Manager. Wie sieht Ihr Alltag derzeit aus?
Ernemann: „Heute kam ich zum Beispiel um 7:30 Uhr ins Büro, dann war von 10 bis 11:30 Uhr Training, dann wieder ins Büro und um 15 Uhr war wieder Training. Wenn einem etwas Spaß macht, wird eben der Beruf zur Leidenschaft und so ist es bei mir.“

Für den Cheftrainer-Posten fehlt Ihnen noch die nötige Lizenz. Wann sehen wir sie als Verantwortlichen an der Seitenlinie?
Ernemann: „Das weiß ich noch nicht. Ich habe seit Juni die A-Lizenz und schon im Hinterkopf irgendwann die Pro-Lizenz anzugehen. Schaun mer mal, was die Zukunft bringt.“

Herr Ernemann, vielen  Dank für das Interview!

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Noch mehr Storys mit unseren Helden von damals gibt es hier. Ein weiteres Interview aus unserer beliebten Rubrik könnt Ihr schon in der kommenden Woche lesen!