Deine Helden von damals: Christian Mikolajczak

Kann mit Stolz sagen, dass ich ein Malocher bin

Christian Mikolajczak machte 152 Spiele in der 2. Bundesliga sowie 13 Partien in Deutschlands Fußball-Oberhaus und wurde von den Fans stets für seinen unermüdlichen Einsatz gefeiert. Im Interview für unsere Rubrik „Helden von damals“ spricht er über übermächtige Brasilianer, seinen neuen Job als Feuerwehrmann und verrät, in welcher Region der Fußball ganz besonders gelebt wird.

Christian Mikolajczak am Ball für den FC Schalke 04
Christian Mikolajczak begann seine Karriere beim FC Schalke 04. ©Imago/Camera 4

Herr Mikolajczak, Sie sind in Essen geboren, von da ist es quasi nur einen Steinwurf nach Gelsenkirchen. Konnten Sie es selbst glauben, als Ihnen S04 in der Jugend ein Angebot gemacht hat?
Christian Mikolajczak: „Damit hatte ich nicht gerechnet. Fußball gespielt habe ich bis dahin ja nur ein bisschen nebenbei. Dass sie mich so früh gefragt haben, hat mich natürlich geehrt. Aber glauben konnte ich das im ersten Moment noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch noch kein Schalke-Fan, hinterher aber schon.“

Sie sind beim FC Schalke zu den Profis aufgerückt, standen bei der 4-Minuten-Meisterschaft in der Saison 2000/01 auf dem Rasen des Parkstadions – darüber wurde bereits viel berichtet. Aber was geschah nach dem Spiel?
Mikolajczak: „Es war danach absolute Totenstille in der Kabine. Alle sind erst mal länger dort geblieben. Wir konnten aber nicht groß trauern, da wir ja noch ein DFB-Pokalfinale zu spielen hatten und auf das kurz danach bereits die Vorbereitung los ging.“

Und das die Mannschaft gewann.
Mikolajczak: „Ja, das war mit Sicherheit einer der schönsten Erfolge, die ich hatte. DFB-Pokalsieger wird nicht jeder. Ich hatte ein bisschen Glück, dass ich das gleich im ersten Jahr direkt erreichen konnte. Das bleibt immer in Erinnerung.“

Die haben uns an die Wand genagelt (über das Duell mit Brasilien bei der U20-WM 2001)

Bei der U20-WM 2001 in Argentinien haben Sie gegen die späteren Weltstars Kaka und Adriano gespielt. Können Sie sich noch an das Spiel erinnern?
Mikolajczak: „Daran erinnere ich mich sehr gut, weil wir richtig auf die Mütze bekommen haben. Die haben einen richtig geilen Fußball gespielt und uns 2:0 besiegt. Das kurioseste an der Situation war, dass die gar nicht zum Warmmachen rausgekommen sind. Das fand ich das allergeilste. Wir waren beim Warmmachen noch optimistisch, aber die kamen einfach raus und haben uns an die Wand genagelt.“

Ihre Karriere war zu diesem Zeitpunkt mehr als vielversprechend. Wieso konnten Sie sich nicht in der Bundesliga durchsetzen?
Mikolajczak: „Durchsetzen ist das falsche Wort. Ich hatte einen Vertrag auf Schalke und dann kam die erfolgreiche Leihe zu Hannover 96, mit denen ich in die Bundesliga aufgestiegen bin. Huub Stevens wollte mich danach unbedingt zurückhaben. Er wurde dann jedoch entlassen und der neue Trainer hat mit mir nicht mehr geplant.“

Wir waren eine große Kraft im Fußball (über seine Zeit beim FSV Frankfurt)

Stattdessen machten Sie über 150 Zweitliga-Spiele, unter anderem für den FSV Frankfurt. 2007/08 stiegen Sie mit der Mannschaft überraschend in die zweite Liga auf. Was war das Erfolgsgeheimnis damals?
Mikolajczak: „Wir waren ein eingeschworener Haufen. Einer ist für den anderen durchs Feuer gegangen. Der Aufstieg war dann unser Prunkstück.“

Haben Sie noch Kontakt zu den Kollegen von damals?
Mikolajczak: „Ja, ich telefoniere ab und zu mit dem ein oder anderen. Nicht mit jedem versteht man sich auch außerhalb des Platzes richtig gut. Das ist nun mal im Fußball so, es ist ein Kommen und Gehen. Auf dem Platz hat man ein gemeinsames Ziel, daneben hat jeder andere Interessen. Deswegen ist der Kontakt zu manchen nicht mehr da, aber zu dem ein oder anderen schon noch.“

Denken Sie der FSV Frankfurt schafft nach dem Abstieg und der Insolvenz in den kommenden Jahren die Rückkehr in den Profi-Fußball?
Mikolajczak: „Die Frage ist, wie sich der Verein jetzt aufstellen kann. So ein Insolvenzverfahren ist immer eine schwierige Sache. Als ich zum FSV Frankfurt gewechselt bin, war der Verein auch kurz vor der Insolvenz. Bernd Reisig hat das ganze Boot übernommen und es mit dem Verein bis in die zweite Liga gebracht.

Es ist schade, was passiert ist, weil der Verein in meiner Zeit und auch danach sehr, sehr gute Arbeit geleistet hat. Wir waren eine große Kraft im Fußball. Dass es jetzt am Ende so lief, ist natürlich bitter.“

Mikolajczak machte 65 Spiele für den FSV Frankfurt, trug maßgeblich zum Aufstieg in die 2. Liga bei. ©Imago/Jan Hübner

Wenn man wie Sie aus dem Ruhrpott kommt und auf dem Platz viel Einsatz zeigt, wird man sofort als „typischer Malocher“ tituliert. Stört Sie das oder erfüllt es Sie noch immer mit Stolz?
Mikolajczak: „Im Ruhrgebiet sind alle Malocher, das muss man so sagen. Ich bin froh, dass ich aus dem Ruhrpott komme. Die meisten Menschen hier tragen das Herz auf der Zunge und scheuen sich nicht davor, die Wahrheit zu sagen. Von daher kann ich mit Stolz sagen, dass ich ein Malocher bin.“

2010 und 2011 waren Sie als Kicker teilweise arbeitslos, trainierten mit der Mannschaft des VDV. Eine schwere, weil ungewisse Zeit?
Mikolajczak: „Ja, es ist immer eine schwere Zeit, wenn man als Spieler keinen Vertrag mehr bekommt. Wenn man nicht mehr Mitglied eines Vereins ist und das nicht mehr machen kann, was man jahrelang geliebt und voller Ehrgeiz jeden Tag ausgeübt hat. Ich habe mir aber damals gedacht, auch aus dieser Zeit kann man was lernen. Das habe ich getan.“

Was waren das für Lehren?
Mikolajczak: „Dass man auch mal loslassen muss vom Fußball. Über den Tellerrand hinauszuschauen, um die Zeit nach dem Fußball so schön wie möglich zu gestalten. Der Fußball ist vom zeitlichen Aufwand eher ein kleiner Teil des Lebens. Fußball spiele ich zwölf bis 15 Jahre. Ich lebe aber danach vielleicht noch 60 Jahre. In dieser Zeit möchte ich was Schönes machen, wobei ich glücklich bin.“

Ich helfe den Menschen und das macht mir Spaß (über seinen neuen Beruf Feuerwehrmann)

Wurden Sie deshalb nach Ihrem Karriereende Feuerwehrmann?
Mikolajczak: „Ich habe nach etwas gesucht, wobei man teamfähig sein muss und das abwechslungsreich ist. Also habe ich mich informiert und mich sehr lange damit beschäftigt. Bei der Feuerwehr war dann alles gegeben.  Ich bin mit meiner Wahl sehr zufrieden, denn Feuerwehrmann ist einer der geilsten Jobs, die man überhaupt machen kann. Bis zum Ende der Laufbahn habe ich einen gesicherten Arbeitsplatz. Ich helfe den Menschen und das macht mir Spaß.“

Sie Sind in Ihrer Karriere viel in Deutschland herumgekommen. In welcher Region wird der Fußball denn am intensivsten gelebt?
Mikolajczak: „Im Erzgebirge wurde der Fußball schon sehr intensiv gelebt. Auch in Dresden war das besonders stark. Natürlich auch auf Schalke. Das sind Traditionsvereine, wo gekloppt und malocht wird. Da geben viele Leute ihr letztes Hemd für den Verein. Das wissen viele gar nicht zu schätzen.“

Sie sind mit dem VfB Speldorf von der Landesliga in die Oberliga aufgestiegen. Was waren dir Gründe für den Triumph?
Mikolajczak: „Ich habe mir überlegt, was die Erfolgsfaktoren waren, als ich als Spieler aufgestiegen bin. Das war in erster Linie die mannschaftliche Geschlossenheit. Auf dem Platz sollte jeder den absoluten Siegeswillen zeigen und für den anderen rennen. Man muss seine Mitspieler, aber auch seine Gegner respektieren.

Darüber hinaus haben wir den taktischen Bereich ein bisschen fokussiert. Die Mannschaft hat das sehr gut umgesetzt. Wir haben an uns geglaubt und unser Ding durchgezogen. Von daher sind wir zu Recht aufgestiegen.“

Ist in der kommenden Saison als Aufsteiger nur der Klassenerhalt das Ziel?
Mikolajczak: „Für uns geht es erst mal darum, die Klasse zu sichern. Wir wollen uns in der Oberliga etablieren. Danach kann man gucken, wie es weitergeht.“

Vielen Dank für das Interview, Herr Mikolajczak!

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