Deine Helden von damals: Alexander Zickler

Helden von damals: Alexander Zickler

„Für mich war es immer etwas Großes für Bayern zu spielen“

Er wurde siebenmal deutscher Meister, gewann den Uefa-Cup und die Champions League: Alexander Zickler schaffte es vom 19-jährigen Dresdner Talent in den deutschen Fußball-Olymp. Im Interview für unsere Rubrik „Helden von damals“ spricht er über seinen Ex-Klub Dynamo Dresden, die erfolgreiche Zeit bei Bayern München und verrät, ob er dem Freiburger Nils Petersen zum Joker-Rekord gratuliert.

Alexander Zickler von Dynamo Dresden
Lang ist’s her. Alex Zickler (l.) begann seine Profi-Karriere 1993 bei Dynamo Dresden. ©Imago/Liedel

Herr Zickler, Sie durchliefen sämtliche Jugendteams von Dynamo Dresden, wechselten dann bereits als 19-jähriger zum FC Bayern. Das ist ein großer Schritt. Würden Sie ihn heute genauso machen?
Alexander Zickler:  „Ja, auf jeden Fall. Damals war es ein für und wider. Einige haben gesagt, es wäre zu früh. Bei Dresden hatte ich ein unglaubliches Jahr. Von der Jugendmannschaft habe ich im Sommer angefangen bei der zweiten Mannschaft zu spielen, in der Winterpause dann einige Testspiele bei der ersten Mannschaft mitgemacht und die Rückrunde eigentlich komplett gespielt.

Nach dem neunten oder zehnten Spiel unterschrieb ich den Vertrag in München. Ich habe es so gesehen, dass man die Chance nach München zu gehen, nicht oft bekommt. Die Dauer von drei Jahren habe ich als Probezeit gesehen, wo man viel lernen kann und von da aus seinen Weg geht. Dass aus den drei Jahren dann zwölf geworden sind, damit habe ich auch nicht gerechnet.“

Raten Sie den jungen Wilden von Dynamo wie Shootingstar Niklas Hauptmann für eine bessere Entwicklung zu einem Wechsel in die Bundesliga, Hoffenheim ist ja im Gespräch?
Zickler:Dresden ist momentan auf einem sehr guten Weg. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, nochmal dieses eine Jahr zweite Liga zu spielen. Andererseits: Hoffenheim ist eine tolle Adresse. Sie spielen nächstes Jahr so wie es aussieht Champions League und haben eine junge Mannschaft und einen guten Trainer, der einem viel beibringen kann.

Ihm würde entgegenkommen, dass durch den internationalen Wettbewerb viel rotiert wird, also würde er auf jeden Fall seine Einsätze bekommen. Ich würde mich natürlich auch für Dresden freuen, wenn er bleibt.“

Der Verein Dynamo Dresden hat sich enorm stabilisiert. Sehen wir Dresden bald wieder in der Bundesliga?
Zickler: „Der Weg, den sie gegangen sind, mit einer gesunden Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, einem guten Trainer, dem sowieso immer fußballbegeisterten Publikum, war die letzten Jahre richtig gut. Jetzt haben sie eine tolle Mannschaft zusammengestellt, die gerade zuhause eine kleine Macht ist.

Im Pokal haben die Jungs schon gezeigt, zu was sie fähig sind. Diese Saison hat aber die Konstanz gefehlt. Um ganz oben mitzuspielen und sich auch in der ersten Liga sich zu etablieren, brauchst du diese Konstanz. Die müssen sie im nächsten Jahr finden. Dann ist für Dresden die erste Liga möglich. Ich würde mich freuen.“

Die Treue zu Bayern hat mir die Karriere verlängert. (über seine Rolle in München)

Nach Ihrem Wechsel von Dresden zu Bayern legten Sie eine unfassbare Karriere hin, gewannen fast alles was man gewinnen kann und machten über 200 Spiele. Stört es Sie, wenn Ihnen trotzdem der Ruf des verletzungsanfälligen Jokers nachhängt?
Zickler: „Ich durfte viel erleben in München, habe natürlich das ein oder andere Spiel erstmal von der Bank beginnen müssen. Es war vielleicht im Nachhinein gesehen, nicht immer ein Vorteil der beste Joker zu sein. In den Überlegungen des Trainers spielt das auch eine Rolle, wen er auf der Bank hat, den er noch bringen kann. Für mich war es immer etwas Großes für Bayern zu spielen, egal ob von Anfang an oder von der Bank. Dass es nicht immer zufriedenstellend war, ist klar.

Im Endeffekt hat mir dann diese Treue zu Bayern aber die Karriere verlängert. Mein Vertrag lief aus, ich hatte meinen dritten Schienbeinbruch und ich glaube viele Vereine hätten mir den Vertrag nicht nochmal um ein Jahr verlängert, sodass ich einfach die medizinischen Sachen nutzen konnte. Da ziehe ich den Hut vor den Bayern, gerade vor Uli Hoeneß, der mir geholfen hat. Die fünf Jahre in Salzburg habe ich dem FC Bayern zu verdanken.“

Alexander Zickler trifft für Bayern gegen Kaiserslautern
Schuss ins Glück. Mit seinem Treffer am vorletzten Spieltag ebnete Zickler den Weg zur Meisterschaft 2001. ©Imago/Team2

2001 hatte der FC Bayern neben Ihnen noch vier Stürmer: Elber, Santa Cruz, Sergio und Jancker. Im Moment haben die Münchner nur Lewandowski. Warum ist es so schwer einen Back Up für ihn zu finden?
Zickler: „Der Anspruch an die Spieler die kommen, ist natürlich sehr hoch. Jemanden zu finden, der sich mit der zweiten Reihe zufrieden gibt, ist nicht so einfach. Jeder hat den Anspruch zu spielen. Die Qualität die Lewandowski mitbringt, ist schon einzigartig.

Für mich ist er einer der komplettesten Stürmer, die ich kenne. Ein gleichwertiger Ersatz will spielen und dann ist da eben auch die Geschichte mit der Unzufriedenheit. Man muss aufpassen und sich nicht etwas ins Boot holen, was dann gegen die Stimmung der Mannschaft läuft.“

Welches Profil müsste der Ersatzstürmer haben, Dribbler wie Sanchez oder Anspielstation wie Lewandowski?
Zickler: „Er muss auf jeden Fall die Mentalität und den Charakter mitbringen, sich in die Hierarchie einzuordnen. Außerdem muss er damit zurechtkommen, dass er, solange Lewandowski konstant auf dem Level spielt, im zweiten Glied ist. Aber wenn er gebraucht wird, dann muss er da sein. Ob das jetzt ein Dribbler ist oder ein Brecher, das kann nicht ich, sondern muss der Verein entscheiden.“

Ich bin ein Stürmer & so möchte ich auch spielen lassen. (über seine Trainer-Philosophie)

In Ihrer letzten Zeit in München waren Sie fast zwei Jahre am Stück verletzt. Dann gingen Sie nach Salzburg und wurden Torschützenkönig und Meister. Wie sicher waren Sie, dass Sie das Comeback schaffen?
Zickler: „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so läuft. Das erste Jahr war für mich extrem wichtig, weil ich kaum Verletzungen hatte. Im zweiten Jahr, habe ich eine gewisse Sicherheit bekommen und dann ging es nochmal ein Stück nach oben. Für mich war es auch wichtig, es vielen Leuten, die gesagt haben „Das wird eh nichts“ nochmal zu zeigen.

Die Siegermentalität, die ich in München jahrelang mitgenommen habe, wollte ich dort fortführen. Was dazukam: Ich war mehr im Fokus und hatte dadurch mehr Verantwortung als in München. Das war für die Entwicklung meiner Persönlichkeit extrem wichtig.“

Alexander Zickler von Red Bull Salzburg
Bevorzugt offensive Spielweise. Alexander Zickler kann sich mit der RedBull-Taktik gut anfreunden. ©Imago/Picture Point Le

Oftmals bekommen langjährige Bayern-Spieler nach ihrer Karriere eine Funktion beim FCB. Gab es keine Überlegungen oder sogar Anfragen aus München als Jugendtrainer zu den Bayern zu gehen?
Zickler: „Erstmal bin ich dem FC Red Bull Salzburg sehr dankbar. In unserer Akademie konnte ich extrem viel lernen, auch als Trainer. Natürlich gibt es immer wieder Kontakt zu dem einen oder anderen in München, in der Jugend haben wir ja oft gegen Bayern gespielt. Das ist nicht vom Tisch. Jetzt bin ich noch hier und habe im Winter meine Funktion als Co-Trainer vom FC Liefering angetreten.

Für mich war es wichtig, den nächsten Schritt zu gehen, vom Jugend- in den Männerfußball. Das macht mir unheimlich viel Spaß. Was die Zukunft bringt, ist noch alles offen. Bayern hat jetzt auch sein Jugendzentrum und ist mit Sicherheit irgendwann eine Überlegung wert. Das liegt aber nicht an mir, da müssen wir schauen, wie sich das entwickelt. Momentan fühle ich mich wohl und habe einen sehr guten, interessanten Job.“

Was ist die Spielphilosophie des Trainers Zickler?
Zickler: „Ich bin ein Stürmer und so möchte ich auch spielen lassen. Wir haben unsere Philosophie in Salzburg, die sehr modern und sehr offensiv ausgerichtet ist. Dem stehe ich in nichts nach. Ich liebe den Fußball und lasse offensiv und schnell nach vorne spielen. Wobei ich auch eine gewisse Ballzirkulation und ein Positionsspiel wie es Bayern macht, gerne habe.“

Sehen wir Sie dann bald als Cheftrainer an der Seitenlinie?
Zickler: „Momentan mache ich mein Fußball-Lehrer Pro-Diplom in Österreich. Das geht noch bis Oktober und dann schaue ich, in welche Richtung es geht.“

Ich würde Nils Petersen ganz herzlich gratulieren. (über den Joker-Rekord)

Also ist der Plan erst mal in Österreich zu bleiben und sich zu entwickeln?
Zickler: „Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, auch bei den Trainern. Ich bin mit meiner momentanen Entwicklung als Trainer von der U13 bis zum Co-Trainer bei Liefering sehr zufrieden. In der Zeit konnte ich viel probieren und auch mal Fehler machen. Diesen Weg möchte ich nicht missen. Was die nächsten ein, zwei Jahre bringen, das wird sich zeigen. Natürlich ist der Anspruch irgendwann wieder eine Mannschaft zu übernehmen.“

Sie haben noch einen Bundesliga-Rekord inne: Die meisten Jokertore. Seit Kurzem gemeinsam mit Nils Petersen. Zittern Sie bei jedem Freiburger Wechsel jetzt um Ihren Rekord?
Zickler: „Überhaupt nicht. Nils ist einer, der viel mitgemacht hat in seiner Karriere. Was mich so an ihm fasziniert: Wenn er reinkommt, arbeitet er für die Mannschaft und wirft alles rein. Wenn er jetzt noch ein oder zwei Tore als Joker macht, ist das überhaupt kein Problem. Ich sitze nicht zuhause vor dem Fernseher und wünsche ihm das nicht. Im Gegenteil: Ich mag den Verein und den Trainer total und wenn er das schafft gratuliere ich ihm auch ganz herzlich.“

Gratulieren Sie Nils Petersen persönlich, wenn er den Joker-Rekord am letzten Spieltag noch schafft?
Zickler: „Ich habe keine Nummer von ihm, aber das mache ich sehr gerne. So ein Rekord wird einem nicht geschenkt. Es ist eine Qualität sich in zehn, 15 Minuten Spielzeit sofort zu integrieren, sofort im Spiel zu sein und wenn man gebraucht wird, für entscheidende Tore zu sorgen.

Das war bei ihm so. Es ist nicht so, dass er dann das 4 oder 5 zu null schießt, sondern das sind wichtige Tore für den Verein. Er hätte sich den Rekord auf jeden Fall verdient.“

Vielen Dank für das Interview, Herr Zickler!

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