Helden von damals: Olympia-Special mit Dixie Dörner

Deine Helden von damals: Dixie Dörner

„Olympische Spiele muss man genießen“

Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner gehört zu den größten Legenden des DDR-Fußballs. Einen seiner wichtigsten Erfolge feierte der heute 65-Jährige bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal, als er mit seiner Nationalmannschaft die Goldmedaille bejubeln durfte.

Dixie Dörner bei einem Benefizspiel im Trikot von Dynamo Dresden.
Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner gilt gerade bei Dynamo Dresden als große Legende. ©Imago

Anlässlich des 40. Jubiläums des Triumphes haben wir mit der Vereinsikone von Dynamo Dresden über seine Erlebnisse damals und die anstehenden Olympischen Spiele in Rio de Janeiro gesprochen. Lest hier von Dörners Erinnerungen und erfahrt, wie er die deutschen Gold-Chancen bei Olympia 2016 einschätzt!

Hans-Jürgen Dörner, wo bewahren Sie die Goldmedaille von 1976 heute auf?
Dixie Dörner: „Die Medaille steht bei mir zu Hause im Schrank, weder versteckt noch auffällig platziert. Ab und zu gehe ich daran vorbei, gucke drauf und merke, dass es für mich schon ein wertvolles Erinnerungsstück ist.“

Sie sind damals mit nur drei Gegentoren in fünf Spielen sehr souverän durchs Turnier marschiert. Lag das ausschließlich am Libero Dörner?
Dörner: „Nicht nur. Wir hatten 1976 insgesamt eine sehr gute Mannschaft und uns war bewusst, dass wir nur aus einer guten Abwehr heraus erfolgreich sein würden. Dass wir letztlich so wenige Gegentore bekommen haben, lag sicher auch ein wenig daran, dass wir ein Spiel weniger zu absolvieren hatten, weil die afrikanischen Teams aufgrund des Olympia-Boykotts nicht angereist waren.“

Das Olympia-Finale war ein Karriere-Highlight. (Dixie Dörner)

Im Endspiel hat die DDR die Polen mit 3:1 bezwungen. War es für Sie persönlich das größte Spiel Ihrer Karriere?
Dörner: „Es gehört sicherlich zu den Highlights. Polen hatte ja damals eine sehr starke Nationalmannschaft, die 1974 bei der WM in der Bundesrepublik Dritter geworden war. Von daher war es wirklich ein ganz großes Spiel unserer Mannschaft.“

Welche Erinnerungen haben Sie noch ans Finale?
Dörner: „Wir sind damals schnell in Führung gegangen. Das hat uns natürlich geholfen, weil wir dadurch weiter aus unserer guten Abwehr heraus agieren konnten. Nach dem 1:2-Anschlusstreffer der Polen sind wir aber nochmal in Bedrängnis gekommen. Das Spiel war dann ziemlich spannend – bis kurz vor Schluss, als wir durch Reinhard Häfner mit einem Konter das 3:1 erzielen konnten.“

Wie war die Siegesfeier danach?
Dörner: „Im ersten Moment ist man sich gar nicht bewusst, dass man Olympiasieger geworden ist. Wir haben es aber schnell realisiert und anschließend im olympischen Dorf natürlich die Nacht durchgefeiert. Eigentlich haben wir sogar noch ein, zwei Tage weitergefeiert, bis wir dann nach Berlin zurückgeflogen sind.“

Dixie Dörner und Hans-Jürgen Croy im Interview.
Dixie Dörner (2.v.r.) während Olympia 1976, gemeinsam mit seinem Kollegen Hans-Jürgen Croy (r.). ©Imago

Das Turnier fiel mitten in die Phase des Kalten Kriegs. Hatten Sie trotzdem Kontakt zu Sportlern aus dem kapitalistischen Westen?
Dörner: „Das bleibt ja nicht aus, wenn die ganze Welt im olympischen Dorf zusammenkommt. Da spricht man dann natürlich auch mit Athleten aus anderen Ländern. Und das hat uns auch niemand verboten.“

Wie war allgemein die Atmosphäre im olympischen Dorf?
Dörner: „Nach dem Anschlag bei Olympia 1972 in München waren die Sicherheitsmaßnahmen beim Eintreten und Verlassen des olympischen Dorfes unheimlich groß. Wir mussten, ähnlich wie auf einem Flughafen, durch Sicherheitszonen. Aber im Athleten-Dorf selbst war die Lage sehr entspannt.“

Ein Platz auf dem Podium ist möglich. (Dixie Dörner)

Jetzt hat sich erstmals seit 1988 wieder eine deutsche Fußball-Mannschaft der Herren für Olympia qualifiziert. Was trauen Sie dem Team von Horst Hrubesch in Rio zu?
Dörner: „Die Mannschaft ist sehr gut besetzt und hat sich ja auch frühzeitig für das olympische Turnier qualifiziert. Ich denke, dass es mal wieder an der Zeit ist, dass man für den deutschen Fußball in Rio eine Medaille holt.

Ob es am Ende die Goldmedaille wird, muss man abwarten. Aber ich traue Horst Hrubesch und dem Team auf jeden Fall ein Platz auf dem Podium zu.“

Was würden Sie den Spielern raten, die jetzt bei Olympia dabei sein dürfen?
Dörner: „Olympische Spiele muss man einfach genießen. Wenn man ins olympische Dorf kommt, dann trifft man auf eine riesige Anzahl von Sportlern aus der ganzen Welt. Und das ist für die jungen Leute eine einmalige Chance.“

Was sagen Sie allgemein zur Nachwuchs-Entwicklung im deutschen Fußball?
Dörner: „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Das sieht man unter anderem daran, dass Bundestrainer Jogi Löw auf viele junge Spieler in der Nationalmannschaft baut, mit denen wir Weltmeister geworden sind. Und wenn in den Vereinen weiter so gearbeitet wird wie bisher, dann muss uns um den deutschen Fußball nicht bange sein.“