Deine Helden von damals: Toni Polster

"Die Entwicklung des 1. FC Köln geht in die richtige Richtung."

1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach, der FC Sevilla und der FC Turin – das sind nur einige der Vereine, für die der Österreicher Toni Polster während seiner aktiven Karriere auf Torejagd gegangen ist. Und das mehr als erfolgreich: In Deutschland kommt er auf 94 Tore in 188 Spielen in der 1. und 2. Bundesliga.

Toni Polster im Gespräch mit Peter Stöger.
Toni Polster (l.) und der Kölner Trainer Peter Stöger. Beide spielten für Österreich bei der WM 1998. ©Imago

Für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“ haben wir den heutigen Coach der Wiener Viktoria ausführlich interviewt. Hier verrät er Euch, was er als Trainer noch erreichen will und warum seine Gladbacher Zeit nicht besonders glücklich verlaufen ist.

Toni Polster, bei Ihrer letzten WM-Teilnahme 1998 war einer Ihrer Mitspieler Peter Stöger, der heutige Trainer des 1. FC Köln. Haben Sie noch Kontakt zu ihm?
Toni Polster: „Ja, wir sehen uns sporadisch und haben immer noch einen guten Kontakt.“

Wie beurteilen Sie seine Arbeit beim „Effzeh“?
Polster: „Bis jetzt hat er das richtig gut gemacht. Er hat Köln in die 1. Liga gebracht und den Verein dort etabliert. Und jetzt scheint es so, als ob man mit dem Abstieg erneut nichts zu tun und wieder einen Schritt nach vorne gemacht hat. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung.“

Endgültig durch ist das Thema Abstieg bei aktuell sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 aber noch nicht.
Polster: „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass da noch irgendetwas passiert. Der FC ist zu stabil und einfach zu gut dafür. Da sehe ich einen deutlichen Abstand zu den Mannschaften, die ganz unten stehen.“

Ich habe mit meinen Toren viel kaschiert. (Toni Polster)

Apropos Abstieg: Sie mussten mit den „Geißböcken“ nach der Saison 1997/98 runter in die 2. Liga. War es das schlimmste Erlebnis Ihrer Karriere?
Polster: „Ja. Aber wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass wir auch selbst Schuld daran waren. Wir waren damals keine Mannschaft mehr. Die Wahrheit ist, dass ich mit meinen Toren über Jahre viel kaschiert habe.“

Grund für den Abstieg war nicht zuletzt das Handspiel des Schalkers Oliver Held auf der Torlinie. Danach gab es den legendären Satz von Ihnen: ‚Dafür soll er sein Leben lang kein Glück mehr haben!‘ Wie ist heute das Verhältnis zu Oliver Held?
Polster: „Es gibt kein Verhältnis. Ich habe keinen Kontakt zu ihm und weiß auch nicht, was er jetzt macht. Eigentlich habe ich mich nie mehr danach mit ihm unterhalten.“

Insgesamt sind Sie in Ihrer aktiven Karriere weit herum gekommen, waren in Deutschland, Spanien und Italien. Was waren für Sie die schönsten Stationen in dieser Zeit?
Polster: „Gespielt habe ich am liebsten in Sevilla und Köln. Da haben mich die Leute wirklich unterstützt und mir so viel Kraft und Energie gegeben. Es war mir ein großes Bedürfnis, die Liebe, die mir bei diesen beiden Vereinen entgegen gebracht worden ist, auf dem Spielfeld zurückzugeben.“

Toni Polster nach einem Torerfolg für Köln.
Im Trikot des 1. FC Köln erzielte Toni Polster in 150 Spielen insgesamt 79 Tore. ©Imago

Das heißt, in Gladbach war es für Sie nicht mehr so schön?
Polster: „Na ja, die Borussia hat mir die Chance gegeben, nach der Karriere im Fußball zu bleiben. Diese Chance habe ich ergriffen, aber Fußball gespielt habe ich in Gladbach nicht so gerne. Es gab damals einfach zu viele Probleme.“

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„Friedel Rausch, der mich gemeinsam mit Rolf Rüssmann geholt hat, wurde schnell entlassen. Rüssmann ging dann auch bald. Und dann kam irgendwann Hans Meyer, der mich nicht mehr berücksichtigt hat, obwohl ich damals in der 2. Liga noch ein paar Tore geschossen habe. Deswegen bin ich dann nach nur zwei Jahren wieder nach Österreich, zu Austria Salzburg, zurückgekehrt.“

Kommen wir zu Ihrer momentanen Arbeit. Sie sind gerade zum zweiten Mal als Trainer bei der Wiener Viktoria angestellt, in der vierthöchsten Spielklasse Österreichs. Wie läuft es aktuell für Ihr Team?
Polster: „Wir haben eine ganz junge Mannschaft, mit der wir uns im Mittelfeld der Tabelle etabliert haben. Da ich sehr ehrgeizig bin, bin ich selten zufrieden, aber die Mannschaft entwickelt sich gut. Es liegt jetzt an uns, dass wir in den kommenden Wochen noch ein paar Plätze in der Tabelle höher klettern.“

Ich bin der Richtige für eine Mannschaft mit Perspektive. (Toni Polster)

Die 4. Liga Österreichs ist aber weit unter dem Niveau, für das Sie als aktiver Fußballer gestanden haben. Hoffen Sie darauf, noch einmal höherklassig zu trainieren?
Polster: „Das ist mein Ziel, dafür arbeite ich jeden Tag. Aber da muss ich geduldig sein und warten, bis sich die Chance dazu ergibt. Ich habe ja auch immer noch gute Kontakte nach Deutschland. Deswegen hoffe ich, dass es hier vielleicht noch einmal mit einem Job klappt. Wenn es eine Mannschaft mit Perspektive gibt, dann bin ich der Richtige.“

Ein paar Ligen höher biegt die österreichische Bundesliga so langsam auf die Zielgerade ein und ist spannend wie lange nicht mehr. Auf wen würden Sie aktuell tippen – RB Salzburg, Rapid Wien oder Ihren ehemaligen Klub Austria Wien?
Polster: „Ich habe immer gesagt, dass Salzburg den besten Kader hat und Meister wird. Davon weiche ich auch jetzt nicht ab. Ich denke aber, dass es ein Zweikampf zwischen Salzburg und Rapid gibt – die Austria wird nicht mehr eingreifen können.“

Herr Polster, gucken wir zum Schluss noch auf den Österreich-Boom in der deutschen Bundesliga. Viele Ihrer Landsmänner sind gerade als Stammspieler in Deutschland gefragt. Zudem hat sich das Nationalteam erstmals sportlich für eine Europameisterschaft qualifiziert. Wie sehen Sie die Chancen bei der EM in Frankreich?
Polster: „Ich denke, wir haben mit unserer Vorrunden-Gruppe ein richtig gutes Los gezogen und hoffe, dass die Burschen diese Jahrhundert-Chance auch nutzen.

Wenn ich mir unsere Gruppe ansehe, sind wir deutlich über Island oder Ungarn zu stellen. Das heißt natürlich nicht, dass es einfach wird. Aber auch Portugal ist nicht außer Reichweite. Insgesamt sind aus meiner Sicht nur Deutschland, Spanien und Frankreich über uns zu stellen – vor den anderen Teams habe ich keine Angst.“

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