Deine Helden von damals: Thomas Reichenberger

Interview mit Thomas Reichenberger

„Hoffnungen ruhen auf Joe Enochs und Wolfgang Schütte“

Als Stürmer galt er als „Schlitzohr“: Von 1998 bis 2010 hinterließ Thomas Reichenberger seine Spuren in den obersten drei deutschen Spielklassen. Sein Bundesliga-Debüt feierte er 1998 für Bayer Leverkusen. Über Eintracht Frankfurt, Energie Cottbus und dem KFC Uerdingen landete er 2004 beim VfL Osnabrück.

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Thomas Reichenberger war am bisher letzten Aufstieg des VfL Osnabrück 2010 beteiligt. ©Imago

In Niedersachsen erlebte der heute 41-Jährige seine erfolgreichste Zeit, 2007 und 2010 stieg er mit den „Lila-Weißen“ in die 2. Bundesliga auf. Dieses Kunststück könnte dem VfL auch in dieser Saison noch gelingen – Thomas Reichenberger hat im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“ die Chancen darauf eingeschätzt.

Thomas Reichenberger, acht Vereine in etwa 20 Jahren. Würden Sie sich selbst als „Wandervogel“ bezeichnen?
Thomas Reichenberger: „(lacht) Nicht wirklich. Ich bin schon jemand, der grundsätzlich für Kontinuität steht und nicht immer in allen Bereichen wechselwillig ist. In meiner Karriere hatte ich manchmal das Glück, irgendwo hingehen zu dürfen – manchmal musste ich auch irgendwo hin. Aber letztlich habe ich von überall etwas mitgenommen.“

Jetzt sind Sie in der Region Osnabrück heimisch geworden. Was machen Sie da heutzutage genau?
Reichenberger: „Ich bin seit zweieinhalb Jahren selbstständig mit einer Sportagentur, die sich um die Vermittlung und Vermarktung von diversen Events kümmert. Dazu gehören auch Fußballcamps.“

Heutzutage wäre ich wohl durchs Raster gefallen (Thomas Reichenberger)

Ihre Profi-Karriere ist in den 1990er Jahren mit Stationen wie Hassia Bingen, Wehen-Wiesbaden und den Amateuren von Bayer Leverkusen vergleichsweise langsam angelaufen. Wann haben Sie gemerkt, dass es für die Bundesliga reichen könnte?
Reichenberger: „Nach der ersten Einwechslung für Leverkusen in Freiburg 1998! (lacht) Davor hofft man natürlich immer auf einen Einsatz, wenn man bei den Profis mittrainieren darf und sieht, dass man von denen vielleicht gar nicht so weit weg ist.

Aber es stimmt schon, ich bin spät zu den Profis gekommen. Heutzutage wäre ich wahrscheinlich schon zwei-, dreimal durchs Raster gefallen. Letztlich habe ich bis zu der ersten Einwechslung nicht unbedingt gedacht, dass ich es packen kann.“

Zwei Ihrer ehemaligen Vereine, Wehen-Wiesbaden und Energie Cottbus, müssen aktuell stark um den Klassenerhalt in der 3. Liga bangen. Kommen die beiden Mannschaften da unten noch raus?
Reichenberger: „Aus alter Verbundenheit hoffe ich natürlich, dass es beide noch schaffen. Allerdings ist beim Blick auf die Tabelle die Wahrscheinlichkeit doch ziemlich groß, dass zumindest einer der beiden Vereine den bitteren Gang in die Regionalliga antreten muss.“

Ganz anders sieht es beim VfL Osnabrück aus, bei dem Sie einen Großteil Ihrer Karriere verbracht haben. Die „Lila-Weißen“ haben noch die Chance, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Sie sind 2007 und 2010 mit dem VfL aufgestiegen – welche Erinnerungen haben Sie daran?
Reichenberger: „Beide Aufstiege waren emotional extrem packend. Die Stadt Osnabrück ist zwar groß genug, damit einem nicht langweilig wird, aber auch klein genug, um wirklich eine Einheit zu bilden – gerade in solch besonderen Momenten.

Dafür war er da: Tore schießen. Für den VfL Osnabrück traf Reichenberger insgesamt 78-mal. ©Imago

Mit dem Aufstieg 2007 werde ich natürlich heute mehr in Verbindung gebracht, weil ich im entscheidenden Spiel gegen Ahlen das Siegtor zum 2:1 machen durfte. Aber auch 2010 war hoch emotional mit Trainer Karsten Baumann und den ganzen Granaten wie Tobias Nickenig und Björn Lindemann – gekrönt mit der schönen Feier auf dem Marktplatz.“

Glauben Sie noch daran, dass es der VfL in diesem Jahr packt?
Reichenberger: „Natürlich, auch wenn es eng wird. Beim VfL wäre es ja nicht untypisch, wenn es über die Relegation geht. Aber ich habe deswegen so große Hoffnungen, weil ich das Trainerteam Joe Enochs und Wolfgang Schütte sehr gut kenne.“

Hier gibt es alle Infos zur 3. Liga!

2009 standen Sie im Zuge des Wettskandals um Thomas Cichon und Marcel Schuon ebenfalls unter Verdacht. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Reichenberger: „Das war schon eine ganz schwierige Zeit. Glücklicherweise war das Thema gerade hier in Osnabrück sehr schnell erledigt, weil die Leute mich über Jahre kennengelernt und mich als einen von ihnen gesehen haben. Ich bin dann ja auch relativ schnell entlastet worden. Mittlerweile ist das Ganze für mich weitestgehend vergessen.“

Der VfL steht jetzt auf relativ soliden Füßen (Thomas Reichenberger)

Wäre der VfL ohne diesen Wettskandal jetzt ein gestandener Zweitligist?
Reichenberger: „Ich denke schon, dass die Chance da gewesen wäre, sich finanziell wie sportlich weiter zu etablieren. Wahrscheinlich hätte der VfL ein paar Jahre mehr in der 2. Liga gespielt. So gab es durch die Schlagzeilen, den Abstieg und die anschließende Steuer-Razzia mehrere richtige Nackenschläge. Ich denke aber, dass man das hinter sich gelassen hat und jetzt auf relativ soliden Füßen steht.“

Zum Schluss ein kurzer Blick auf Ihre internationale Karriere. Sie haben Anfang des Jahrtausends fünf Spiele für die A2-Nationalmannschaft absolviert. Warum hat es nie für die A-Mannschaft gereicht?
Reichenberger: „Weil da nur gute Fußballer gebraucht werden…“ (lacht)

Aber 2000 hatten wir davon doch nicht so viele…
Reichenberger: „Auch wieder wahr. (lacht) Unterm Strich muss man sagen, dass ich mit meiner Karriere und den Erfolgen, die ich feiern durfte, sehr zufrieden bin. Ich weiß zwar, dass ich später beim damaligen Teamchef Rudi Völler im Notizbuch stand, aber darüber habe ich mir nie tiefere Gedanken gemacht. Ich glaube, so wie es war, war alles gut.“

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