Deine Helden von damals: Michael Zeyer

Deine Helden von damals: Michael Zeyer

„Ich war nur eine schlechte Kopie von Zico!“

Vor allem in den 1990er Jahren war Michael Zeyer als Spielmacher im Profi-Fußball unterwegs. Insgesamt war der heute 48-Jährige knapp 20 Jahre lang aktiv und spielte in dieser Zeit für neun verschiedene Klubs, unter anderem bei traditionsreichen Mannschaften wie dem SC Freiburg, dem 1. FC Kaiserslautern, dem MSV Duisburg und dem VfB Stuttgart.

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Michael Zeyer arbeitet heute als Sportdirektor bei den Stuttgarter Kickers. ©Imago

Heute ist Zeyer Sportdirektor beim Stadtrivalen des VfB, den Stuttgarter Kickers in der 3. Liga. Im exklusiven Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“ erzählt er, wie er die aktuelle Situation seines Vereins wahrnimmt. Außerdem erfahrt Ihr, was der ehemalige Island-Legionär von der isländischen Nationalmannschaft hält und welche fußballerischen Unterschiede er zwischen sich und seinem Zwillingsbruder Andreas festgestellt hat.

Michael Zeyer, woher kommt eigentlich Ihr Spitzname „Zico“?
Michael Zeyer: „Den Spitznamen hat mir damals, als ich in Kaiserslautern gespielt habe, ein Mitspieler gegeben. Der war davon überzeugt, dass meine technischen Fähigkeiten den Namen rechtfertigen.“

Was konnten Sie denn als Spieler besser als der brasilianische Mittelfeldstar?
Zeyer: „Das ist wirklich schwer miteinander zu vergleichen. Ich war nur eine schlechte Kopie! (lacht) Ich denke, dass ich zwar auch gute Fähigkeiten hatte, aber er war natürlich ein Weltstar. Dazu habe ich es leider nicht gebracht.“

Mehr Vereine als ich haben wollte. (Michael Zeyer)

Gucken wir auf Ihre Karriere. Sie haben in knapp 20 Jahren Profi-Fußball für acht Vereine in der 1. und 2. Bundesliga gespielt. Würden Sie sich selbst als „Wandervogel“ bezeichnen?
Zeyer: „Nein, nicht unbedingt. Man muss da auch immer in Betracht ziehen, dass, wenn man ambitioniert ist, man auf dem Weg von unten nach oben einfach die eine oder andere Station hat. Ich habe in Freiburg gespielt, wollte mich dann weiterentwickeln und bin nach Kaiserslautern gegangen. Dort hat es aber nicht so funktioniert, wie ich es mir erhofft hatte. Und so ist es dann leider dazu gekommen, dass ich mehr Vereine hatte als ich haben wollte.“

Zu Anfang Ihrer Karriere haben Sie in Ulm und Freiburg gemeinsam mit Ihrem Zwillingsbruder Andreas gespielt. Wer von Ihnen beiden war eigentlich der bessere Fußballer?
Zeyer: „Schwer zu sagen. Mein Bruder war eher ein defensiver Mittelfeldspieler mit Tor-Drang und ich war ein offensiver Mittelfeldspieler ohne Tor-Drang. (lacht) Wir haben unterschiedliche Positionen gespielt, aber von den Fähigkeiten her waren wir doch sehr ähnlich gesegnet.“

Für Sie ging es zum Ende der Laufbahn noch ins Ausland zu UMF Grindavik auf Island. Wie ist es dazu gekommen?
Zeyer: „Das kann man gar nicht mehr so richtig zu meiner Karriere dazu rechnen. Es war mehr oder weniger ein Ausflug in den isländischen Sommer, nachdem ich zwischendurch schon ein Jahr pausiert hatte. Aber als mich ein Freund gefragt hat, ob ich noch Lust hätte, Fußball zu spielen, da habe ich die Schuhe nochmal geschnürt. Die Saison ist auf Island ja auch sehr kurz, deswegen war das für mich nur ein kurzes Abenteuer.“

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Mal Mitspieler, mal Gegner: Michael Zeyer (r.) und sein Zwillingsbruder Andreas.

Was haben Sie aus Ihrer Zeit auf Island mitgenommen?
Zeyer: „Viele besondere Eindrücke natürlich. Es war ein Land, das mich sehr interessiert hat. Dort ist alles extrem ruhig, es geht alles sehr langsam vor sich – also man entschleunigt dort tatsächlich. Ich war vorher ein paar Monate lang in Moskau und dann der Gegensatz, das war schon interessant.“

Hätten Sie gedacht, dass sich die Isländer für die Europameisterschaft in diesem Jahr qualifizieren?
Zeyer: „In Island kann man so etwas nie ganz ausschließen. Die hatten immer schon den einen oder anderen guten Fußballer, aber dass sie sich qualifizieren, das hätte ich eher nicht für möglich gehalten.

Sie haben aber ein gutes Niveau. Und mit mannschaftlicher Geschlossenheit, einem eingespielten Team und einem guten Trainer kann man doch mal so eine Überraschung erreichen. Aber damals, als ich dort gespielt habe, hatte die Liga etwa Drittliga-Niveau.“

Ich habe Spaß daran, Dinge zu kreieren. (Michael Zeyer)

Apropos 3. Liga: Sie sind momentan Sportdirektor der Stuttgarter Kickers. Was macht Ihnen an diesem Job besonders viel Spaß?
Zeyer: „Mir hat es schon immer Spaß gemacht, Dinge zu kreieren und Einfluss zu nehmen auf Entwicklungen. Das konnte ich früher als Spielmacher und jetzt natürlich auch als Sportdirektor machen.“

In der Meisterschaft lief es zuletzt wieder etwas besser, dennoch hängen die Kickers immer noch ganz tief im Tabellenkeller fest. Was macht Sie zuversichtlich, dass Ihre Mannschaft den Klassenerhalt packt?
Zeyer: „Wir konzentrieren uns von Spiel zu Spiel und blicken nicht so weit nach vorne. Außerdem haben wir viele Veränderungen im Kader vorgenommen und den Umbruch damit vollzogen. Deswegen glaube ich, dass wir im Laufe der Rückrunde die nötigen Punkte holen, um den Klassenerhalt zu schaffen.“

Hier kommt Ihr zur aktuellen Tabelle der 3. Liga.

Sie sind auch abseits des Fußballplatzes viel unterwegs, besitzen zum Beispiel das Sterne-Restaurant „5“ in Stuttgart. Warum haben Sie sich dafür entschieden, so etwas nebenbei zu machen?
Zeyer: „Eigentlich war das Restaurant zuerst da. Ich war ja schon mal bei den Kickers (in der Saison 2010/11, Anm. d. Red.), das war damals parallel zu Eröffnung des Restaurants. Dann habe ich beim Verein aufgehört und mich eine Zeitlang nur um das Lokal gekümmert.

Aber dann kam irgendwann die Anfrage, wieder bei den Kickers zu arbeiten. Und weil mich die Arbeit im Fußball immer interessiert hat, habe ich den Job als Sportdirektor eben zusätzlich gemacht. Es hat sich so ergeben, aber es war sicher nicht geplant.“

Zum Schluss: Was planen Sie für die nähere Zukunft?
Zeyer: „Zunächst einmal das nächste Spiel zu gewinnen. Ich habe allgemein keinen großen Planungshorizont. Ich möchte natürlich mit den Kickers noch eine Menge erreichen, aber erstmal wollen wir die aktuelle Krise meistern.

An und für sich begreife ich die aktuelle Situation als Chance. Wir haben hier immer aus wenig viel gemacht. In dieser Saison haben wir aus wenig wenig gemacht, aber das Nahziel muss sein, aus wenig wieder deutlich mehr zu machen. Da müssen wir wieder hinkommen.“