Deine Helden von damals: Interview mit Uli Borowka

Deine Helden von damals: Uli Borowka

„Der kleine Manager ohne Haare hat mich rausgeschmissen“

388 Spiele in der Bundesliga für nur zwei Vereine – so etwas findet man in der heutigen Zeit äußerst selten. Uli Borowka hat genau das geschafft: Zwischen 1981 und 1996 war er zunächst für Borussia Mönchengladbach und anschließend für Werder Bremen aktiv. In dieser Zeit erwarb er sich seinen Spitznamen „Die Axt“.

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Uli Borowka heute.
Uli Borowka bestritt zwischen 1981 und 1996 insgesamt 388 Bundesliga-Spiele für Gladbach und Werder. ©Imago

Schon während seiner Profi-Laufbahn hatte der heute 54-Jährige allerdings immer wieder mit Alkohol-Problemen zu kämpfen. 2012 veröffentlichte er ein Buch über seine Sucht. Vor dem am Samstag (17.09.) anstehenden Bundesliga-Spiel zwischen seinen Ex-Vereinen spricht Uli Borowka im Interview für unsere Reihe „Deine Helden von damals“ über seine Karriere.

Uli Borowka, vor wenigen Jahren brachten Sie ein vielbeachtetes Buch heraus: „Volle Pulle. Mein Leben als Fußballprofi und Alkoholiker“. Wie gut hat es Ihnen getan, über dieses Thema zu schreiben?
Uli Borowka: „Es hat mir schon direkt nach der Therapie gut getan, über meine Sucht zu reden. Und natürlich war es auch sehr gut, über das ganze Thema noch mal zu schreiben. Ich habe ein Jahr lang an dem Buch gearbeitet.“

Glauben Sie, dass Ihre Karriere anders verlaufen wäre, wenn sie kein Alkohol-Problem gehabt hätten?
Borowka: „Nein, ich habe alles aus meinem Körper rausgequetscht, was ging. Vielleicht hätte ich noch ein Jahr länger in der Bundesliga gespielt, aber für meine Verhältnisse habe ich mehr als genug erreicht.“

Hannes hat mir gezeigt, wo man hintreten muss. (Uli Borowka)

Ihre Profi-Karriere begann in Mönchengladbach. Dort hatten Sie einige erfolgreiche Jahre. Von wem haben Sie in dieser Zeit am meisten gelernt?
Borowka: „In erster Linie von Jupp Heynckes. Ohne Jupp ihn wären nicht nur ich, sondern auch so grandiose Spieler wie Uwe Rahn, Christian Hochstätter, Michael Frontzek oder Lothar Matthäus keine Bundesliga- bzw. Nationalspieler geworden. Und mein damaliger Mentor Winnie Hannes – ein grandioser Abwehrspieler – hat mir gezeigt, wo man hintreten muss und wo es wehtut.“

Warum sind Sie trotz des Erfolgs 1987 nach Bremen gewechselt?
Borowka: „Was niemand weiß: Ich war mir ja mit Bayern München einig, zwischendurch auch noch mit Borussia Dortmund. Aber dann kam Otto Rehhagel und hat sich vehement eingesetzt für ein Wechsel nach Bremen, den wir dann auch innerhalb von 24 Stunden realisiert haben.“

Unter Rehhagel erlebten Sie bei Werder ihre erfolgreichste Zeit. Wie war es, unter „König Otto“ zu trainieren?
Borowka: „Immer wieder interessant und spannend. Meistens hatten wir ja „Englische Wochen“ – also gab es kein so riesiges Trainingspensum. Wir haben relativ wenig und ruhig trainiert. Insgesamt haben wir uns mehr auf die Spiele konzentriert und darin sehr viel Gas gegeben. Das spiegelt sich im Endeffekt in den vielen Titeln wieder.“

Uli Borowka mit der eingesprungenen Fluggrätsche.
So kannte man ihn während seiner aktiven Zeit: „Die Axt“ Borowka mit einer seiner gefürchteten Grätschen. ©Imago

Ihr größter Triumph war der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Abend?
Borowka: „Dass ich morgens zwischen drei und vier Uhr meine Haare verloren habe (lacht). Natürlich ist auch der Sieg an sich hängen geblieben, 2:0 gegen den AS Monaco. Ich habe damals einen Weltklasse-Gegenspieler gehabt, Georg Weah. Es war ein hartes Stück Arbeit, bis wir wirklich den größten Erfolg für Werder Bremen eingefahren haben. Ich habe die Bilder immer noch vor Augen und weiß genau, was abgelaufen ist.“

Warum verließen Sie Werder 1996?
Borowka: „Ich wollte Werder Bremen nicht verlassen, der kleine Manager ohne Haare (Willi Lemke, Anm. d. Red.) hat mich rausgeschmissen. Ich wäre gerne noch länger geblieben. Aber aufgrund meiner vielen Verfehlungen kann ich heute sagen: Es ist absolut nachvollziehbar gewesen, dass sie mich rausgeschmissen haben.“

Klinsmann und Möller sind vor mir abgehauen. (Uli Borowka)

Sie sind unter dem Spitznamen „Die Axt“ bekannt. Waren Sie wirklich ein so schlimmer Gegenspieler, wie es der Name vermuten lässt?
Borowka: „Da müssen sie die Spieler von damals fragen, die alle vor mir abgehauen sind – ein Jürgen Klinsmann oder Andreas Möller. Wenn ich denen etwas angedroht habe, dann waren sie die Ersten, die weg waren.“

Uli Borowka, was machen Sie eigentlich heute?
Borowka: „Nach der Aufarbeitung meiner Vergangenheit und der öffentlichen Darstellung meiner Abhängigkeitserkrankung kam es zu unzähligen positiven Reaktionen, aber auch zu zahlreichen Hilferufen von Betroffenen und deren Angehörigen. Deshalb gründete ich mit meiner Frau Claudia und fünf weiteren Leuten den Verein „Uli Borowka Suchtprävention und Suchthilfe e.V.“.

Seitdem gebe ich zahlreiche Lesungen und Vorträge in Vereinen, Vollzugsanstalten, Kliniken oder Unternehmen. Damit setze ich mich für einen schonungslosen Umgang mit der Suchterkrankung ein. Außerdem bin ich Schirmherr der Suchtklinik Nescure in Bad Bayersoien.“

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