Deine Helden von damals: Interview mit Silvio Meißner

Deine Helden von damals: Silvio Meißner

„Ich habe es mir abgewöhnt, den VfB zu schauen“

382 Einsätze in der Bundesliga, dazu 10-mal Champions League und 24 UEFA-Cup-Spiele: Silvio Meißner hat in seiner Zeit als Profi eine Menge erlebt. Vor allem beim VfB Stuttgart, mit dem er 2003 Vizemeister und 2007 Meister geworden ist. Heute arbeitet der 43-Jährige als Spielerberater.

Jetzt beim ehemaligen VfB-Sponsor 110€ Bonus sichern! Champions League: Silvio Meißner (r.) im Duell mit Freistoß-Künstler Juninho von Olympique Lyon. ©Imago

Im Interview für unsere Reihe „Deine Helden von damals“ spricht Meißner über die Meisterschaft von 2007 und den Absturz des VfB in die 2. Bundesliga. Dabei lässt er kein gutes Haar an der Vereinsführung und warnt die Spieler des VfB vor den Tücken im Fußball-Unterhaus.

Silvio Meißner, Sie sind 2006/07 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister geworden, haben in dieser Saison nur ein Spiel absolviert. Fühlen Sie sich trotzdem als Meister?
Silvio Meißner: „Das ist wie bei einer Weltmeisterschaft, wo manchmal auch nicht alle Spieler zum Einsatz kommen – die dürfen sich nachher auch Weltmeister nennen.

Ich habe damals 5 Minuten gespielt und in Hannover geholfen, einen wichtigen Sieg über die Zeit zu bringen. Deshalb fühle ich mich auch als Meister. Und es gehört ja auch nicht nur das Spielen dazu, sondern auch der Einsatz im Training. Also habe ich sicher auch meinen Teil zur Meisterschaft beigetragen.“

In der Rückrunde der Saison waren Sie an den 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen. Wie ist das, wenn man am Saisonende seiner eigentlichen Mannschaft beim Feiern zusehen muss?
Meißner: „Ich hatte damals in Lautern ein schönes halbes Jahr und wollte mit dem Team aufsteigen, was uns aber leider nicht gelungen ist. Aber ich hatte in dieser Zeit auch immer viel Kontakt mit meinen Stuttgarter Kollegen.

In Lautern haben wir oftmals am Freitagabend gespielt und am Samstag war ich dann beim VfB im Stadion. Ich war auch bei der Meisterfeier im Stadion und bin anschließend im Autokorso mitgefahren. Deswegen habe ich mich trotz allem noch als Teil der Meister-Mannschaft gefühlt.“

Der VfB hat darum gebettelt, abzusteigen. (Silvio Meißner)

Die Meisterschaft ist noch nicht einmal 10 Jahre her, aber jetzt spielt der VfB in der 2. Liga. Wie haben Sie die vergangene Saison der Stuttgarter erlebt?
Meißner: „Es hat ja nicht mit der vergangenen Saison angefangen, sondern schon zwei, drei Jahre davor. Der VfB hat ja förmlich darum gebettelt, abzusteigen. Es wurde so viel falsch gemacht in der Führungsebene – egal ob vom Präsidenten, Aufsichtsrat oder Manager.

Eigentlich sollte der Abstieg für so einen Verein wie Stuttgart mit der Wirtschaft und den Sponsoren in der heutigen Zeit undenkbar sein. Aber jetzt ist man in der 2. Liga und es nicht einfach, da zu bestehen. An das Kämpfen und Grätschen dort werden sich die fußballspielenden Stuttgarter erstmal gewöhnen müssen.“

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Sie glauben also nicht an den direkten Wiederaufstieg?
Meißner: „Es ist kein Selbstläufer, aber das werden die Jungs auch noch merken. Ich bin mal gespannt, ob die Spiele an einem Freitagabend in Sandhausen oder so einfach locker mit 3:0 gewonnen werden. Schließlich können die anderen Mannschaften in der Liga auch Fußball spielen.“

Die 2. Liga ist Knochenfutter (Silvio Meißner)

Sie waren selbst in der 2. Liga mit dem Chemnitzer FC und Arminia Bielefeld unterwegs. Was sind die gravierendsten Unterschiede zur Bundesliga?
Meißner: „In der 1. Liga spielen die fußballerisch besseren Mannschaften, während in der 2. Liga mehr Wert auf Standards gelegt wird. Außerdem wird hier mehr gegrätscht und gerackert, das ist schon ein bisschen mehr ‚Knochenfutter‘. Da bin ich mal gespannt, wie das für den VfB, bei dem viele lieber nur schönen Fußball spielen wollen, ausgehen wird.“

Glauben Sie, dass der Abstieg den Stuttgartern auch in irgendeiner Weise gut tun könnte?
Meißner: „Das hat er schon, denn einige Personen, die im vergangenen Jahr das Sagen hatten, sind jetzt weg. Ob die Neuen das besser machen, muss man sehen. Aber ich glaube, dass der Abstieg von der Seite her auf jeden Fall schon mal etwas gebracht hat.“

Heute arbeitet der gebürtige Hallenser Silvio Meißner als Spielerberater. ©Imago

Sind Sie heutzutage noch öfter im Stadion beim VfB oder auch bei der Arminia?
Meißner: „Eher weniger. In Bielefeld war ich vor vier Jahren mal, als sie gegen Münster ein Derby in der 3. Liga hatten, danach gar nicht mehr. Und in Stuttgart war ich zuletzt vor zwei Jahren – aber das waren so schlechte Spiele, deshalb habe ich es mir abgewöhnt, den VfB zu schauen. Da bin ich schon wesentlich lieber bei meinen Jungs, die ich als Spielerberater betreue – in Fürth, Dresden, Halle, Osnabrück oder Duisburg.“

Also ist der Kontakt zu ihren Ex-Vereinen auch nicht mehr so eng?
Meißner: „Na ja, ich kenne natürlich noch viele Leute und habe auch noch telefonischen Kontakt mit denen. Und ich spiele ja auch in der Stuttgarter Traditionsmannschaft mit Guido Buchwald, Fritz Walter, Bernd Förster und Karl-Heinz Förster – das macht auch immer sehr viel Spaß. Da ist es dann natürlich schon so, dass man Kontakt zum Verein hat. Es ist nicht so, dass ich außen vor bin.“

Silvio Meißner, in Bielefeld und Stuttgart haben Sie die längste Zeit Ihrer Karriere verbracht. Was erwarten Sie von den beiden Vereinen in dieser Saison?
Meißner: „Die Arminia sollte auf jeden Fall den Klassenerhalt schaffen, was im zweiten Jahr meistens ein bisschen schwieriger ist als in der ersten Saison. Aber ich glaube, dass sie mit Rüdiger Rehm einen guten Trainer gekriegt haben, der auch sehr guten Fußball spielen lässt. Beim VfB muss man abwarten. Das Ziel ist der Aufstieg, aber das wird sicher nicht von alleine klappen.“

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