Deine Helden von damals: Achim Hollerieth

Helden von damals: Achim Hollerieth

„St. Pauli ist der geilste Klub in ganz Deutschland“

Als Trainer der TSG Neustrelitz versucht Achim Hollerieth derzeit alles, um den drohenden Abstieg aus der Regionalliga Nordost doch noch zu verhindern. Die Chancen dafür stehen allerdings nicht besonders gut, denn seine Mannschaft hat erst eine Partie in der laufenden Saison gewonnen.

Achim Hollerieth arbeitet inzwischen als Trainer.
Achim Hollerieth steht seit wenigen Monaten an der Seitenlinie der TSG Neustrelitz. ©Imago/Björn Draws

Während seiner aktiven Karriere war der frühere Torhüter u.a. für Waldhof Mannheim und den FC St. Pauli aktiv. Ob er mit dem Mannheimer Aufstieg in die 3. Liga rechnet und warum er den Kiezklub für den geilsten Verein Deutschlands hält, hat uns Achim Hollerieth im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“ verraten!

Herr Hollerieth, die TSG Neustrelitz hat 27 Spieltagen erst sieben Punkte auf dem Konto. Viel Hoffnung auf den Klassenerhalt gibt es da nicht mehr, oder?
Achim Hollerieth: „Punktemäßig sieht es tatsächlich nicht so dolle aus, aber trotz allem ist noch alles drin. RB Leipzig II und der FC Schönberg 95 haben zurückgezogen, deshalb muss man darauf schauen, wie viele Ost-Absteiger es aus der 3. Liga gibt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Ihre Mannschaft hat insgesamt erst ein Spiel gewonnen. Wie motivieren Sie Ihre Spieler da vor den jetzt anstehenden Partien?
Hollerieth: „Was in der Vorrunde war, will ich nicht beurteilen. Das ist nicht meine Baustelle, ich trainiere die Jungs ja erst seit Januar. Klar ist es nicht schön, wenn man auf die Tabelle guckt. Aber wir haben alle unser Hobby zum Beruf gemacht, deshalb ist es wichtig, immer mit einem Lächeln zum Training und zu den Spielen zu kommen. Nach Regen kommt Sonnenschein – man muss immer daran glauben.“

Sie haben einen Vertrag bis 2018 unterschrieben. Das heißt also, dass Sie auch bei einem Abstieg bleiben würden?
Hollerieth: „Darüber mache ich mir noch gar keine Gedanken, weil wir immer noch die Chance haben, die Klasse zu halten. Mein Fokus liegt ganz klar auf den kommenden Spielen. Dort müssen wir alles geben.“

Kommen wir zu Ihrer eigenen Profi-Karriere. Begonnen haben Sie in Pfullendorf, dann ging es über Uerdingen und Stuttgart nach Mannheim. Was hat Sie damals dazu bewogen, zu Waldhof zu wechseln?
Hollerieth: „Ich hatte zuvor einen Vier-Jahres-Vertrag in Stuttgart unterschrieben, war dort aber nur die Nummer Zwei hinter dem damaligen österreichischen Nationalkeeper Franz Wohlfahrt. Ich war ein junger Kerl und wollte einfach spielen. Deswegen bin ich den Schritt zurück in die 2. Liga gegangen.“

In Ihren ersten eineinhalb Jahren in Mannheim waren Sie Stammkeeper. Warum war das danach nicht mehr der Fall?
Hollerieth: „Weil ein gewisser Andy Egli kam und Trainer wurde. Dem hat irgendwas an mir nicht gepasst (lacht).“

Ich hoffe, dass Waldhof die Relegation gewinnt. (Achim Hollerieth)

Waldhof ist inzwischen in der Regionalliga Südwest unterwegs. Die Mannschaft ist aktuell Erster – glauben Sie, dass es in der Relegation für den Aufstieg reicht?
Hollerieth: „Waldhof hat den Aufstieg ja schon letztes Jahr in der Relegation sehr knapp verpasst. Dieses Jahr sieht es so aus, dass Mannheim die Aufstiegsspiele wieder erreicht. Und da hoffe ich natürlich, dass der Verein die Relegation gewinnt – außer es geht gegen den Vertreter aus der Regionalliga Nordost, dann muss ich schweren Herzens gegen Waldhof sein. Schließlich könnte das ein Grund dafür sein, dass wir nicht absteigen.“

Nach Ihrer Zeit in Mannheim folgte ein halbes Jahr in Reutlingen, bevor Sie sich dem FC St. Pauli anschlossen. Hat der Kiezklub auf Sie eine besondere Faszination ausgeübt oder warum kam es zu diesem Schritt?
Hollerieth: „St. Pauli ist der geilste Klub in ganz Deutschland! Das Flair und das ganze Drumherum ist einfach fantastisch. Man bekommt in jedem Heimspiel eine Gänsehaut. Ein geiler Klub – mehr kann man wirklich nicht sagen.“

Achim Hollerieth im Duell mit Claudio Pizarro.
Das vielleicht größte Spiel: Hollerieth (l.) im Pokal-Halbfinale gegen Bayern und Claudio Pizarro. ©Imago/Sabine Lutzmann

Die Highlights dort dürften die Pokalspiele 2005/06 gewesen sein, als u.a. Hertha und Bremen ausgeschaltet wurden. Wie haben Sie diese Pokal-Saison erlebt?
Hollerieth: „Jedes Spiel auf St. Pauli ist ein Highlight. Es war immer egal, ob du in der Liga gegen Leverkusen II oder im Pokal-Halbfinale gegen die Bayern spielst – du hast jedes Mal ein ausverkauftes Haus.

Klar war die Pokal-Saison der Wahnsinn. Vor allem das Spiel gegen die Hertha, die nach 20 Minuten 2:0 geführt hat. Hätten die vernünftig weitergespielt, hätten sie uns wahrscheinlich mit 6:0 aus dem Stadion geschossen. Aber die haben versucht, uns zu veräppeln. Deshalb haben wir uns die Ärmel hochgekrempelt und das Spiel noch gedreht, 4:3 in der Verlängerung. Das war eine Stimmung, die man nie vergessen wird.“

War im Nachhinein selbst beim 0:3 im Halbfinale gegen den FC Bayern mehr drin? Die letzten beiden Gegentore fielen ja recht spät.
Hollerieth: „Wir haben ziemlich früh das 0:1 bekommen, danach aber ordentlich mitgespielt. Allerdings muss man schon sagen, dass Bayern das Spiel hochkonzentriert und seriös angegangen ist. Dass sie ins Finale gekommen sind, war absolut verdient. Aber wir haben uns gewehrt und alles gegeben. Zu der Zeit ging es St. Pauli nicht ganz so gut. Der Halbfinal-Einzug war ein Grundstein dafür, dass sich der Verein peu à peu saniert hat.“

In dieser Saison spielte St. Pauli eine schwache Hinrunde in der 2. Liga, hat sich nach der Winterpause aber gefangen. Hätten Sie gedacht, dass der Klassenerhalt so schnell wieder realistisch wird?
Hollerieth: „Ich habe es gehofft. Manchmal ist es einfach so, dass man aus einem Negativ-Lauf nicht mehr herauskommt. Aber es war sehr bemerkenswert, dass der Verein total zu Trainer Ewald Lienen gehalten hat. Das ist der besondere Geist von St. Pauli: Dort wird nicht zu schnell reagiert, sondern genau analysiert. Da sind sehr fähige Leute am Werk.“

St. Pauli wird es hundertprozentig schaffen. (Achim Hollerieth)

Trauen Sie den Kiezkickern auch zu, bald wieder in der Bundesliga zu spielen?
Hollerieth: „Möglich ist alles. Aber ich glaube, in der momentanen Situation verbittet es sich, darüber nachzudenken. Die werden alles für den Klassenerhalt investieren und es auch hundertprozentig schaffen, in der 2. Bundesliga zu bleiben. Der nächste Step wird dann sein, im kommenden Jahr eine sorgenfreie Zweitliga-Saison zu spielen.“

Sie haben als Spieler und Trainer in der Schweiz und in Dubai einige Auslandserfahrungen gesammelt. Inwiefern hat Sie das als Mensch und Trainer geprägt?
Hollerieth: „Sehr. Ich wollte schon als Spieler gerne ein paar Jahre ins Ausland gehen, vor allem nach England. Das hat sich kurzfristig aufgrund einer Verletzung zerschlagen. Es hat dann leider nur für das nähere Ausland gereicht, also für die Schweiz.

Das Jahr in Dubai, gemeinsam mit Frank Pagelsdorf, war auch fantastisch. Da konnte ich von einem gestandenen Bundesliga-Trainer viel lernen. Außerdem ist es nicht schlecht, ein Jahr mal eine andere Sprache zu sprechen. Man lernt eine Menge. Und so alt bin ich ja noch nicht – ich will immer noch jeden Tag etwas dazulernen.“

Herr Hollerieth, wir danken Ihnen sehr für dieses Gespräch!

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