Deine Helden von damals: Rudi Zedi

Deine Helden von damals: Rudi Zedi

„Okay, das hier ist also der Arsch der Welt“

Rudi Zedi hat in seiner Zeit als Profifußballer eine ganze Menge von Deutschland gesehen. Geboren in Essen, spielte er zunächst an der Hafenstraße, bevor es ihn zu Fortuna Düsseldorf zog. Nach sechs Jahren am Rhein wechselte der heute 42-Jährige vom Rhein nach Sachsen zum Chemnitzer FC und von dort weiter in die thüringische Landeshauptstadt Erfurt.

Rudi Zedi, hier als Coach an der Seitenlinie.
Rudi Zedi arbeitet seit 2014 als Trainer von Kickers Emden. ©Imago/Karina Hessland

Zu RWE kehrte Zedi nach Stationen in Aalen, Emden und Paderborn später zurück. Nach seiner Karriere war er zunächst Co-Trainer in Erfurt, seit 2014 ist er der Chef an der Seitenlinie von Kickers Emden. Warum es im an der Nordsee so gut gefällt und wie er über seine Ex-Klubs Fortuna Düsseldorf und Rot-Weiß Erfurt denkt, lest Ihr im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“!

Herr Zedi, wie kommt man als Junge aus dem Pott an der Nordseeküste zurecht?
Rudi Zedi: „Ganz gut. Ich bin ja jetzt zum zweiten Mal hier oben. Aber ganz ehrlich: Ich bin ja damals vom VfR Aalen nach Emden gewechselt. Als ich die 700 Kilometer zu den Vertragsverhandlungen gefahren bin, wurde der Verkehr Richtung Norden immer weniger, das Land wurde immer flacher – immer weniger Autos, immer mehr Kühe (lacht).

Und irgendwann endete die Autobahn. Da habe ich im ersten Moment gedacht: Okay, das hier ist also der Arsch der Welt. Aber es hat auf Anhieb hingehauen. Die Mentalität hier oben passt ganz gut zu mir.

Sie sind seit November 2014 Trainer bei Kickers Emden. Der Verein ist inzwischen sechstklassig. Wie gut sind die Chancen auf den Aufstieg?
Zedi: „Wir haben jetzt zwei Jahre lang am Kader geschraubt und genau geschaut, mit wem wir den Weg weitergehen können. Im Sommer gab es dann einen größeren Umbruch mit neun Neuzugängen, die wir zunächst integrieren mussten. Aber wir haben jetzt eine Truppe beisammen, die das Zeug hat, aufzusteigen.“

Sie selbst begannen Ihre Profi-Karriere bei Rot-Weiß Essen, den Durchbruch schafften Sie aber erst in Düsseldorf. Wie erlebten Sie die Jahre bei der Fortuna?
Zedi: „Ich bin 1996 als Vertragsamateur dorthin gekommen. Da habe ich mit den Profis trainiert, am Wochenende aber in der Zweiten gespielt. Das war ein ganz wichtiger Schritt für mich, um später den Durchbruch zu schaffen. Gerade in den ersten beiden Jahren habe ich bei der Fortuna unheimlich viel gelernt.“

Axel Bellinghausen lebt den Fußball. (Rudi Zedi)

Sie spielten damals mit dem jungen Axel Bellinghausen zusammen. Welche Bedeutung hat er für die Fortuna heute?
Zedi: „Er ist eine wichtige Identifikationsfigur für die Fans und den Verein. Axel ist einer der alten Garde, er lebt den Fußball auch auf dem Platz sichtbar. Wenn der Verein clever ist, dann wird er ihn auch nach der Karriere noch irgendwie integrieren.“

Düsseldorf steht aktuell im Tabellen-Mittelfeld der 2. Bundesliga. Glauben Sie an eine schnelle Rückkehr ins Fußball-Oberhaus?
Zedi: „Im Moment scheint die Gesamtsituation im Verein ja recht solide zu sein. Düsseldorf hat die Möglichkeit, den Kader so zu verstärken, dass man nächstes Jahr wieder angreifen kann. Und wenn jemand im Fußball Erfahrung hat, dann Trainer Friedhelm Funkel. Ich denke, dass das mit dem Verein und ihm als Trainer dort absolut passt.“

Von Düsseldorf ging es für Sie über Chemnitz nach Erfurt. Mit RWE feierten Sie 2004 den Zweitliga-Aufstieg. Die beste Saison Ihres Lebens?
Zedi: „Nicht wirklich, da gab es später ein paar Jahre – speziell nach der Geburt meiner Tochter 2007 – in denen ich noch einmal richtig abgegangen bin (lacht)! Da habe ich dann sogar viele Tore geschossen, also für einen Defensivspieler. 2007/08 hatte ich in Emden ein unheimlich gutes Jahr, das Jahr darauf war auch nochmal gut. Die stärkste Saison in Erfurt hatte ich nach meiner Rückkehr 2010/11, als wir am Ende knapp den Aufstieg in die 2. Bundesliga verpasst haben.“

Rudi Zedi war zwischenzeitlich Kapitän von Rot-Weiß Erfurt.
In Erfurt entwickelte Rudi Zedi zeitweise ungeahnte Torjäger-Qualitäten. ©Imago/Karina Hessland

RWE spielt immer noch in der 3. Liga. Warum klappt es seit Jahren nicht mehr, oben anzuklopfen?
Zedi: „Der Verein hat in den letzten Jahren viele Fehler gemacht, indem viele echte Typen einfach abserviert wurden. Da wurde insgesamt einfach auf die falschen Leute gesetzt. Dass die finanziellen Möglichkeiten nicht so rosig sind, weiß ich aus meiner Zeit als Spieler. Trotzdem kann man viel mehr aus den vorhandenen Möglichkeiten machen.“

Die Enttäuschung der Fans über die vielen dürftigen Leistungen ist groß. Welchen Einfluss hat so etwas auf die Mannschaft?
Zedi: „Man nimmt das als Mannschaft schon wahr. Nicht nur während der 90 Minuten, sondern auch beim obligatorischen Gang in die Fankurve. Wenn es da jede Woche Diskussionen gibt, lässt dich das als Spieler nicht kalt. Und gefühlt ist das mit den Diskussionen in den letzten zwei, drei Jahren gang und gäbe in Erfurt.“

Die sportliche Situation bei RWE wird immer schlechter. (Rudi Zedi)

Bleibt RWE in der 3. Liga oder kommt es tatsächlich zum Abstieg?
Zedi: „Ich will es nicht hoffen, dass Erfurt absteigt, denn aus der Regionalliga wieder nach oben zu kommen, ist unheimlich schwierig. Ein Abstieg wäre so ungefähr das Schlimmste, denn das ganze Drumherum hat sich jetzt verbessert, aber die sportliche Situation wird immer schlechter. Ich hoffe wirklich, dass der Verein – zur Not mit Ach und Krach – die Klasse hält.“

Zum Schluss nochmal zu Ihnen persönlich: Sehen wir Sie noch einmal in einer deutlich höheren Spielklasse als der Landesliga?
Zedi: „Das weiß ich nicht. Im Moment fühle ich mich wohl mit dem, was ich tue. Ich arbeite hauptberuflich als Fitnesstrainer in einem Sportzentrum und nur nebenberuflich als Trainer. Ich bin einfach froh, dass ich – bei der Anzahl von Trainern auf dem Markt – bei einem Traditionsverein wie Kickers Emden untergekommen bin.

Es macht unheimlich Spaß, mit der jungen Truppe zu arbeiten. Ich versuche, mit der Mannschaft so nah wie möglich am professionellen Arbeiten zu sein. Ich fordere sehr viel, aber die Mannschaft gibt mir auch sehr viel zurück. Das ist das, was den Leistungsfußball im Amateurbereich ausmacht – den Mittelweg zu finden, wie viel man einfordern darf und wie viel man dann zurückbekommt. Das ist eine spannende Geschichte.“

Vielen Dank für das Interview, Herr Zedi!

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