Deine Helden von damals: Uwe Kuhl

Deine Helden von damals: Uwe Kuhl

„Man muss davon ausgehen, dass es nicht reicht“

Eine Karriere am Böllenfalltor: Uwe Kuhl absolvierte in den 1980er Jahren mehr als 200 Zweitliga-Spiele für den SV Darmstadt 98 und avancierte in dieser Zeit zum absoluten Top-Stürmer der „Lilien“, für die er insgesamt 71 Treffer im Fußball-Unterhaus erzielte.

Uwe Kuhl im Spiel gegen Hannover 96.
201 Zweitliga-Spiele, 71 Tore: Die Bilanz von Uwe Kuhl (l.) kann sich sehen lassen. ©Imago

Auch heute ist der 55-Jährige als Präsidiumsmitglied noch für den Verein aktiv. Warum es dem SV Darmstadt 98 in dieser Saison so schwer fällt, die guten Leistungen der Vorsaison zu wiederholen und was Uwe Kuhl von Trainer Torsten Frings hält, erfahrt Ihr im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“!

Herr Kuhl, lediglich 14 Spieler haben in der Geschichte von Darmstadt 98 mehr Spiele für den Verein in der 1. und 2. Bundesliga bestritten als Sie. Welches war Ihr schönstes?
Uwe Kuhl: „Da gab es mehrere: Die Relegationsspiele 1988 um den Aufstieg in die Bundesliga. Aber es waren vom Endergebnis her auch gleichzeitig die traurigsten, weil wir damals im Elfmeterschießen gegen Waldhof Mannheim den Aufstieg leider nicht geschafft haben.“

Sie haben in der 2. Bundesliga die meisten Tore für den Verein erzielt. Welcher war Ihr wichtigster Treffer?
Kuhl: „Mit Sicherheit der 1:2-Anschlusstreffer in der letzten Minute im zweiten Relegationsspiel gegen Mannheim. Dadurch haben wir ein drittes Spiel auf neutralem Platz erzwungen.“

Sie waren ein klassischer Mittelstürmer. Warum wird dieser Position heute weit weniger Bedeutung beigemessen als noch vor wenigen Jahren?
Kuhl: „Weil sich das Spielsystem und die Spielphilosophie geändert haben. Dementsprechend gibt es die klassische Positionsverteilung mit einem Rechtsaußen, einem Linksaußen und einem Mittelstürmer – wie es zu meiner Zeit gespielt wurde – nicht mehr. Trotzdem glaube ich, dass jede Mannschaft einen Spieler braucht, der viele Tore erzielt.“

Einer Ihrer Nach-Nachfolger bei den „Lilien“ ist Dominik Stroh-Engel. Warum läuft es für ihn, der Darmstadt in die Bundesliga geschossen hat, aktuell überhaupt nicht rund?
Kuhl: „Es ist einfach eine Entwicklung mit neuen Spielern entstanden. Dominik wartet darauf, dass er wieder mal seine Chance bekommt – und die wird er dann auch nutzen.“

Sie sind Darmstadt 98 immer verbunden geblieben, sind heute Mitglied im Präsidium. Was sind dort Ihre genauen Aufgaben?
Kuhl: „Ich bin Präsidiumsbeauftragter für das Nachwuchsleistungszentrum und die sportliche Entwicklung der jungen Spieler. Ziel ist es da natürlich, in den nächsten Monaten und Jahren junge, talentierte Spieler aus unserer eigenen Jugend in der ersten Mannschaft zu etablieren.“

Wie wichtig ist es für Darmstadt, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen?
Kuhl: „Das ist für jeden Verein wichtig. Für Darmstadt 98, wo die finanziellen Möglichkeiten nicht so gut sind wie anderswo, ist es natürlich umso wichtiger.“

Die Situation ist im Moment nicht rosig. (Uwe Kuhl)

Bei den Profis sieht momentan alles danach aus, als müssten die „Lilien“ am Saisonende absteigen. Wie schwierig wird es, das „Wunder vom Aufstieg“ zu wiederholen?
Kuhl: „Erstmal muss die Saison zu Ende gespielt werden, wobei die Situation realistisch betrachtet natürlich im Moment nicht rosig ist. Man muss wohl eher davon ausgehen, dass es nicht für den Klassenerhalt reicht.

Ob es dann wieder ein Wunder gibt, werden die Monate nach dieser Saison zeigen. Wir werden alles dransetzen, dass wir – wenn es zum Abstieg kommt – eine schlagkräftige Truppe in der 2. Liga haben und uns dort so gut wie möglich verkaufen.“

Uwe Kuhl ist den Lilien immer verbunden geblieben.
Uwe Kuhl ist heute Präsidiumsmitglied beim SV Darmstadt 98. ©Imago

Warum ist es für Darmstadt in dieser Saison so schwer, die Klasse zu halten?
Kuhl: „Man muss immer bedenken, wo wir herkommen und welche finanzielle Möglichkeiten wir haben. Da war das letzte Jahr mit dem Klassenerhalt ein absolutes Wunder und eine sensationelle Leistung. Es hatte ja eigentlich schon im letzten Jahr jeder damit gerechnet, dass es für uns sofort wieder runtergeht. Dieses Jahr fehlt vielleicht auch das Quäntchen Glück, dass wir in der letzten Saison hatten – da ist der Ball reingegangen, jetzt geht er an den Pfosten.“

Mit Torsten Frings hat der Verein im Winter einen neuen Trainer geholt. Der hat bereits gesagt, dass es nur noch wichtig sei, sich vernünftig zu verkaufen. Das klingt schon ein wenig nach Aufgabe, oder?
Kuhl: „Aufgabe würde ich nicht sagen, das ist einfach eine realistische Einschätzung. Er weiß genau, wie er mit der Mannschaft umgehen muss und nimmt ihr durch eine solche Aussage natürlich auch ein wenig den Druck.

Er macht das wirklich sehr, sehr gut – ich sehe bisher eine ganz tolle Leistung von Torsten Frings. Deswegen bin ich auch zuversichtlich, dass wir in den kommenden Monaten auch wieder erfolgreicher spielen können.“

Frings weiß, wie man als Spieler tickt. (Uwe Kuhl)

Was zeichnet die Arbeit von Frings als Trainer aus?
Kuhl: „Man merkt, dass er Fußballer war. Das hat schon einen großen Vorteil. Und er ist noch nahe dran. Er weiß, wie man als Spieler tickt. Ich finde es einfach sehr, sehr gut, wie er das Ganze umsetzt.“

Würde Frings im Fall der Fälle auch in der 2. Bundesliga Trainer in Darmstadt bleiben?
Kuhl: „Er hat einen Vertrag für die nächste Saison, der für die 1. und 2. Bundesliga gilt. Deshalb wird er auch in der neuen Saison unser Trainer sein.“

Wie lauten die Ziele des SV Darmstadt 98 in den kommenden zwei bis drei Jahren?
Kuhl: „Erfolgreich Fußball spielen. Das ist für mich ein entscheidender Faktor. Man will sich – auch im Hinblick auf das Umfeld und das Stadion – weiterentwickeln und Jugendspieler in die erste Mannschaft integrieren. Da gibt es viele Punkte, die wichtig sind. Wir haben einige Aufgaben vor uns.“

Herr Kuhl, wir danken Ihnen sehr für dieses Interview!

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