Deine Helden von damals: Torsten Gütschow

Helden von damals: Torsten Gütschow

„Ein Dynamo-Aufstieg im kommenden Jahr käme zu zeitig“

Torsten Gütschow wusste zeit seiner Karriere, wo die Hütte steht: Insgesamt absolvierte er 427 Profi-Spiele, dabei netzte er 191-mal ein. Den Großteil seiner aktiven Laufbahn verbrachte der 54-Jährige bei Dynamo Dresden, außerdem war für Carl Zeiss Jena, Hannover 96 und den Chemnitzer FC unterwegs.

Torsten Gütschow absolviert 345 Partien für die SGD.
Torsten Gütschow (r.) erzielte in seiner Karriere 157 Pflichtspiel-Tore für Dynamo Dresden. ©Imago/kicker/Liedel

Heute ist Gütschow Trainer des Regionalligisten Budissa Bautzen. Was seine Ziele dort sind und wie er die aktuelle Situation bei seinem Herzensverein Dynamo Dresden einschätzt, hat uns der ehemalige Torjäger im Interview für die Rubrik „Deine Helden von damals“ verraten!

Herr Gütschow, 345 Spiele für Dynamo Dresden, 157 Tore – eine sehr anständige Quote. War es früher leichter, Tore zu schießen?
Torsten Gütschow: „Sicherlich kann man den Fußball von früher nicht mit dem von heute vergleichen. Das ganze Spiel ist schneller geworden. Aber auch damals wurde auf hohem Niveau gespielt, das muss man schon sagen. Und auf meine Bilanz bin ich schon sehr stolz.“

Wie wichtig sind klassische Mittelstürmer, wie Sie einer waren, im heutigen Fußball?
Gütschow: „Ganz wichtig, das sieht man an den europäischen Spitzenteams. Nehmen wir das Beispiel Robert Lewandowski: Einen Super-Stürmer erkennt man daran, dass er aus einer halben Chance im Prinzip immer ein Tor macht – und das ist typisch für Lewandowski.“

Für Dynamo spielten Sie von 1981 bis 1993 und dann noch einmal von 1996 bis 1999. Was bedeutet Ihnen dieser Verein?
Gütschow: „Sehr viel, ich bin immer noch mit vollem Herzen dabei. Ich verfolge Dynamos Entwicklung, und die ist seit Jahren positiv. Ich habe mich riesig darüber gefreut, wie die Mannschaft in dieser Saison gespielt hat – mit dem Abstieg hatte sie ja nie etwas zu tun. Noch heute versuche ich jedes Spiel zu gucken und drücke Dynamo natürlich in jeder Partie beide Daumen.“

Ich war mir sicher, dass Dynamo nicht absteigt. (Torsten Gütschow)

Die SGD spielt in dieser Saison eine sehr gute Rolle in der 2. Bundesliga. Hätten Sie nach dem Aufstieg im Vorjahr damit gerechnet?
Gütschow: „Nein, absolut nicht. Ich war mir zwar sicher, dass Dynamo nicht absteigt, aber dass es so gut läuft, hätten wohl nur wenige gedacht. Uwe Neuhaus hat das spielerische Element aus der 3. Liga mit in die 2. Bundesliga genommen und die Mannschaft zusätzlich auf wichtigen Positionen verstärkt – das war entscheidend.“

Torsten Gütschow auf der Tribüne des Dresdner Stadions.
Torsten Gütschow versucht auch heute noch, öfters live im Stadion dabei zu sein. ©Imago/foto2press

Muss sich Dynamo zum Ziel setzen, im kommenden Jahr in die Bundesliga aufzusteigen?
Gütschow: „Das käme für mich zu zeitig. Dynamo macht gerade eine Entwicklung durch und die sollte man Stück für Stück angehen. Natürlich, wenn der Aufstieg kommt, nimmt man das mit. Aber es gibt auch viele Negativ-Beispiele, bei denen es schnell wieder in die andere Richtung geht – Paderborn beispielsweise.

Wenn man langfristig Erfolge haben will, muss strukturell und finanziell alles stimmen. Dynamo ist aktuell gut aufstellt und auf einem richtig guten Weg, sollte sich aber erst einmal in der 2. Liga stabilisieren. Dann kann man in zwei, drei Jahren vielleicht mal über den Aufstieg in die Bundesliga nachdenken. Aber die zweite Saison wird garantiert schwerer als die erste.“

Der Verein hat seine Sache sehr ordentlich gemacht. (Torsten Gütschow)

Sie haben früher mit Ralf Minge, dem heutigen Sportgeschäftsführer der SGD, zusammengespielt. Welchen Anteil hat er am Erfolg?
Gütschow: „Er hat einen sehr großen Anteil daran, denn er hat gemeinsam mit Uwe Neuhaus die aktuelle Mannschaft zusammengestellt. Im Profi-Fußball ist es außerdem ganz wichtig, dass finanziell alles passt. Da darf sich ein Verein nicht überschätzen. Aber das passiert dank Ralf auch nicht, in Dresden wird vernünftig gewirtschaftet. Insgesamt muss man aber sagen, dass der ganze Verein seine Sache zuletzt sehr ordentlich gemacht hat.“

Seit Anfang März sind Sie Coach von Budissa Bautzen. Was sind Ihre Ziele mit diesem Verein?
Gütschow: „Mein Ziel ist es einfach, hier eine neue und konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen. Wir haben in diesem Jahr eine große Chance, in der Regionalliga zu bleiben. Das wollen wir nutzen. Der Vorstand wünscht sich für das kommende Jahr eine Regionalliga-Saison, in der es für Bautzen endlich mal nicht gegen den Abstieg geht. Wenn wir das schaffen, wäre das schon ein Erfolg für uns. Ich freue mich auf die neue Saison mit Budissa.“

Von welchem Coach haben Sie am meisten mitgenommen? Immerhin haben Sie unter Persönlichkeiten wie Klaus Sammer und Ede Geyer gespielt.
Gütschow: „Mich haben einige Trainer geprägt. In Sachen Disziplin waren das vor allem Ede Geyer und Hans Meyer. Vom Fußballerischen und der Motivation her habe ich von Kalli Feldkamp und Peter Neururer eine Menge gelernt. Jeder Trainer hatte seine Stärken und von jedem nimmt man etwas mit für die eigene Arbeit.“

Warum hat es eigentlich nie mit einem Trainerjob in Dresden geklappt?
Gütschow: „Ich war zwei-, dreimal in der engeren Auswahl. Bisher hat sich der Verein aber immer für jemand anderes entschieden. Im Fußball sollte man aber niemals nie sagen. Man braucht aber auch sehr viel Glück, denn es sind immer viele Fußballlehrer, die einen Job suchen. Da ist es schwierig, in den ersten vier Ligen einen Verein zu finden.“

Aber Sie würden sich schon wünschen, noch einmal für die SGD zu arbeiten?
Gütschow: „Das wäre mein Traum, ja.“

Herr Gütschow, vielen Dank für das Interview!

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