Deine Helden von damals: Sergey Kiryakov

Helden von damals: Sergey Kiryakov

„Ich kann jederzeit beim KSC anrufen und über alles reden“

184 Spiele und 36 Tore für den Karlsruher SC – Sergey Kiryakov gehörte Mitte der 1990er Jahre zu den besten Stürmern der Bundesliga. Später spielte er auch noch für den Hamburger SV und Tennis Borussia Berlin, doch bis heute wird der Russe hauptsächlich mit dem KSC in Verbindung gebracht.

Sergey Kiryakov im Laufduell mit Bremens Andree Wiedener.
Für den Karlsruher SC absolvierte Sergey Kiryakov (r.) insgesamt 184 Pflichtspiele. ©Imago

Auch dank des legendären 7:0 im UEFA-Cup gegen den FC Valencia, dem „Wunder vom Wildpark“. Wie sich der heutige Trainer von Arsenal Tula an dieses Spiel erinnert, was er zur aktuellen Situation der Karlsruher sagt und was er sich von der WM 2018 in seinem Heimatland erwartet, erfahrt Ihr im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“!

Herr Kiryakov, Sie kamen 1992 zum Karlsruher SC. Warum haben Sie sich für einen Wechsel aus Russland nach Deutschland entschieden?
Sergey Kiryakov: „Als ich bei Dinamo Moskau spielte, kam einfach irgendwann das Angebot aus der Bundesliga. Ich wollte damals unbedingt in einer solch starken Liga spielen und habe das Angebot aus Karlsruhe mit Freuden angenommen.“

Sie waren Teil des legendären KSC-Teams, das 1993 den FC Valencia im UEFA-Cup mit 7:0 aus dem Wildpark schoss. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Spiel?
Kiryakov: „Wir haben das Hinspiel mit 1:3 verloren, danach war die Stimmung im Keller. Valencia war damals Tabellenführer in Spanien und wurde von Guus Hiddink trainiert. Wir haben nicht mehr so richtig an den Erfolg geglaubt, aber wir wollten auch nicht kampflos aufgeben. Und wir hatten einen starken Charakter und Oliver Kahn im Tor. Nach dem 7:0-Sieg waren wir glücklich wie kleine Kinder. Edgar Schmitt hat vier Tore geschossen und wir begannen, ihn ‚Euro-Eddy‘ zu rufen.“

Haben Sie heute noch Kontakt zum Karlsruher SC?
Kiryakov: „Ja, ich habe immer noch freundschaftliche Beziehungen nach Karlsruhe. Vor allem zu Teammanager Burkhard Reich, mit dem ich mir im Trainingslager ein Zimmer geteilt habe. Ich kenne auch den Präsidenten des Klubs. Ich kann jederzeit beim KSC anrufen und über alle möglichen Themen reden.“

Der KSC hat eine große Tradition und tolle Fans. (Sergey Kiryakov)

Der KSC spielt nun seit Jahren in der 2. Bundesliga. Glauben Sie, dass es in naher Zukunft wieder nach oben gehen kann?
Kiryakov: “ Karlsruhe durchlebt gerade schwierige Zeiten. Die finanzielle Situation des Klubs ist nicht besonders gut. Aber der KSC hat eine große Tradition und tolle Fans. Das sollte dabei helfen, wieder nach oben zu kommen.“

Nach sechs Jahren in Karlsruhe gingen Sie für ein Jahr zum HSV und dann weiter zu TeBe Berlin in die 2. Liga. Warum haben Sie diesen Schritt gemacht?
Kiryakov: „In Berlin hatten wir nicht nur das Ziel, in die Bundesliga aufzusteigen, sondern dort auch oben mitzuspielen und uns für den UEFA-Cup oder sogar die Champions League zu qualifizieren. Der sportliche Reiz war für mich also durchaus vorhanden.“

Waren Sie wirklich überzeugt davon, dass Tennis Borussia in der Champions League spielen könnte?
Kiryakov: „Der Verein hat damals für sehr gute Strukturen gesorgt. Die Trainingslager wurden auf einem hohen Level organisiert, wir hatten keinerlei Sorgen oder Probleme. Zudem hatte Tennis Borussia ja acht oder neun Spieler aus der Bundesliga geholt.“

Sie haben Ihre aktive Karriere in China beendet. Was denken Sie, wenn Sie heute sehen, wie viel Geld die chinesischen Klubs für mittelmäßige Spieler aus Europa ausgeben?
Kiryakov: „Schon als ich noch in China gespielt habe, haben die Klubs viel Geld ausgegeben. Ich dachte eigentlich, dass die aktuelle Situation schon viel früher eintritt. Und ich kann Spieler wie Axel Witsel und Hulk verstehen, wenn sie nach China gehen. Sie denken da auch an ihre eigene Zukunft und die ihrer Familie. Mit dem Geld können sie die nächsten zwei oder drei Generationen ihrer Familie versorgen.“

Sergey Kiryakov arbeitet heute als Trainer.
Zwischenzeitlich war Kiryakov U-Nationaltrainer Russlands, inzwischen ist er bei Arsenal Tula tätig. ©Imago

Inzwischen sind Sie als Trainer bei Arsenal Tula tätig. Vorher waren Sie Coach verschiedener U-Nationalteams Russlands. Macht ihnen die tägliche Arbeit mit einem Team einfach mehr Spaß?
Kiryakov: „Die tägliche Arbeit ist gleichermaßen interessant wie kompliziert. Nur, wenn alles auf einem hohen Niveau organisiert ist, kann man gute Resultate erzielen. Dabei geht es meist um Nuancen. Ein Beispiel: Arsenal Tula hat als Aufsteiger Spieler im Team, die nicht komplett auf dem Level der russischen Premier Liga sind. Aber wir haben die Mannschaft stärker gemacht, unter anderem mit einer Menge psychologischer Arbeit.“

Deutschland ist der Top-Favorit bei der WM 2018. (Sergey Kiryakov)

Nächstes Jahr steigt in Russland die Weltmeisterschaft. Was können wir von diesem Turnier erwarten?
Kiryakov: „Russland muss beweisen, dass es in der Lage ist, wichtige Turniere auf einem hohen Niveau zu organisieren – so wie bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014. Die Weltmeisterschaft 2018 in Russland soll eine Freude für alle sein, die in die Stadien kommen oder sich die Spiele am Fernseher anschauen.“

Kann Deutschland dann seinen WM-Titel verteidigen?
Kiryakov: „Deutschland ist immer Favorit. Der deutsche Fußball hat in seiner Entwicklung inzwischen einen gewissen Vorsprung gegenüber den restlichen Nationen. Die deutsche Nationalmannschaft hat viele talentierte Spieler und alle Chancen, zu gewinnen. Für mich ist Deutschland der Top-Favorit auf den Gewinn der WM 2018.“

Herr Kiryakov, vielen Dank für das Interview!

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