Deine Helden von damals: Kai Michalke

Deine Helden von damals: Kai Michalke

„Mir fehlte die Beständigkeit“

Kai Michalke galt zu seiner Zeit als eines der größten Offensiv-Talente im deutschen Fußball. In die Nationalmannschaft hat er es allerdings nie geschafft. Dafür hat er in der Bundesliga und der 2. Liga eine Menge gesehen: Michalke spielte für den VfL Bochum, Hertha BSC, den 1. FC Nürnberg, Alemannia Aachen und den MSV Duisburg.

Kai Michalke gegen Wolfsburgs Waldemar Kryger.
Der gebürtige Bochumer Kai Michalke (r.) machte seine ersten Bundesliga-Schritte beim VfL. ©Imago

Zum Abschluss seiner aktiven Laufbahn verbrachte der heutige Spielerberater noch zwei Jahren in den Niederlanden bei Heracles Almelo. Inwiefern ihn diese Zeit geprägt hat, warum der Wechsel nach Nürnberg die falsche Entscheidung war und ob er Aachen bald den Sprung in die 3. Liga zutraut, lest Ihr im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“!

Herr Michalke, als junges Talent beim VfL Bochum galten Sie Mitte der 1990er Jahre für viele als kommender Nationalspieler. Warum hat es dennoch nie für einen Einsatz im DFB-Dress gereicht?
Kai Michalke: „Erst einmal war es natürlich schön, mit Komplimenten überhäuft zu werden. Das zeigt ja, dass man doch nicht ganz so blind war. Am Ende ist es aber auch so, dass der Kopf zum Fußball dazu gehört. Ich war zwar immer fleißig, aber vielleicht habe ich mir einfach zu viele Gedanken gemacht und Dinge zu lange mit mir herumgeschleppt. Ich hatte immer wieder gute Phasen, doch mir fehlte ein Stück weit die Beständigkeit.“

Bei Ihrem vierten Bundesliga-Einsatz haben Sie ihr erstes Tor geschossen. Als 18-Jähriger war das bestimmt nicht das schlechteste Gefühl, oder?
Michalke: „Nein, natürlich nicht. Das war bei einem Sieg in Leverkusen, gegen so Größen wie Rudi Völler, Bernd Schuster und Ulf Kirsten. So etwas vergisst man wahrscheinlich sein Leben lang nicht.“

Sie haben es in Bochum schnell zum Stammspieler gebracht, dennoch haben Sie nur wenige Spiele über 90 Minuten absolviert. Waren das konditionelle Schwächen?
Michalke: „(lacht) Nein. Es ist halt oft so, dass im offensiven Bereich öfter gewechselt wird als in der Defensive. Dazu kommt aber auch, dass die jungen Spieler, die heutzutage in die Bundesliga kommen, kompletter und ausgereifter sind, als das bei mir damals der Fall war.“

Der VfL ist auf einem ganz guten Weg. (Kai Michalke)

Der VfL ist nun mittlerweile seit Jahren nur noch Zweitligist. Trauen Sie dem Verein eine baldige Rückkehr in die Bundesliga zu?
Michalke: „Ich dachte schon nach dem guten Start in der vergangenen Saison, dass der VfL den Aufstieg schaffen könnte. Leider konnten die Spieler die Form aber nicht über die ganze Saison halten. Grundsätzlich glaube ich, dass der VfL auf einem ganz guten Weg ist. Ich persönlich würde es dem Verein natürlich umheimlich gönnen und es mir auch wünschen, dass es bald mit dem Aufstieg klappt. Und ich bin auch davon überzeugt, dass das in den nächsten Jahren möglich ist. Da gehört aber auch das Quäntchen Glück dazu.“

Nach Ihrem Abschied aus Bochum spielten sie bei Hertha BSC und beim 1. FC Nürnberg. Warum hat es Sie jeweils nur zwei Jahre bei den Klubs gehalten?
Michalke: „Ich hatte in Berlin nach einem schwierigen Start insgesamt eine sehr, sehr gute Zeit, habe dort auch viele Spiele in der Champions League gemacht. Leider Gottes war die Konkurrenz in Berlin sehr groß. Zudem hatte ich ein bisschen Pech mit einer längeren Knieverletzung. Danach hat es nicht mehr so richtig geklappt – und da habe ich auch ein bisschen die Geduld verloren und die Entscheidung getroffen, den Verein zu verlassen.

Ich bin dann nach Nürnberg gegangen – im Endeffekt war das nicht die richtige Entscheidung. Wenn man als Offensiv-Spieler zu einem Aufsteiger kommt, dann weiß man, dass man tendenziell viel gegen den Ball arbeiten muss. Ich hatte meine Qualitäten aber eher im Eins gegen Eins. Diese Stärke ist in Nürnberg nicht so zum Tragen gekommen, wie sich das alle Beteiligten gewünscht hatten. Zudem habe ich anfangs kaum Tore erzielt – und dann kommt der Kopf wieder ins Spiel.“

Der „Club“ will natürlich ebenfalls schnellstmöglich zurück in die Bundesliga. Wie stehen Ihrer Meinung nach die Chancen dafür?
Michalke: „Ich denke, dass es im Moment ganz schwierig ist. Viele Mannschaften, die nach einem Abstieg nicht unmittelbar wieder aufgestiegen sind, kommen in einen Negativ-Strudel. Früher war es leichter, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Ich denke aber dennoch, dass der Club auf einem ordentlichen Weg ist – und das kann man dem FCN mit seinen fantastischen Fans auch nur wünschen.“

Kai Michalke im Trikot der Aachener Alemannia.
Kai Michalke erlebte die beste Zeit von Alemannia Aachen hautnah mit. ©Imago

Nach den zwei Jahren in Nürnberg folgten zwei in Aachen…
Michalke: „Eine schöne Zeit mit dem Pokal-Finale 2004 (2:3 gegen Werder Bremen, Anm. d. Red.) und dem damit verbundenen Einzug in den UEFA-Cup. Ich bin wirklich glücklich, dass ich in dieser erfolgreichen Zeit in Aachen war.“

Die Alemannia hat inzwischen einen Absturz sondergleichen erlebt. Tut Ihnen das eigentlich weh, wenn Sie den Verein heute in der Regionalliga West sehen?
Michalke: „Es ist sehr, sehr traurig, dass der Verein nur in der Regionalliga spielt. So schwer es ist, aus der 2. Bundesliga in die 1. Liga zu kommen, umso schwieriger ist es heutzutage aufgrund der Relegation, aus der Regionalliga in die 3. Liga aufzusteigen. Für Aachen ist das sehr bedauerlich, weil es ein toller, fußballverrückter Standort ist. Aber es wurden in den vergangenen Jahren einfach zu viele Fehler gemacht.“

In Aachen ist unheimlich viel kaputt gegangen. (Kai Michalke)

Glauben Sie, dass Aachen noch einmal den Sprung zurück in den Profi-Fußball schafft?
Michalke: „Aktuell halte ich das für ausgeschlossen. Die jetzige Saison ist ja auch schon wieder so gut wie gelaufen. Ich glaube, dass in Aachen ganz wichtig sein wird, dass man erst einmal wieder um Vertrauen wirbt, weil in den vergangenen Jahren unheimlich viel kaputt gegangen ist. Das wird aber wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.“

Nach Ihrer Zeit in Aachen verbrachten Sie ein Jahr in Duisburg, bevor Sie Ihre aktive Karriere bei Heracles Almelo in Holland ausklingen ließen.
Michalke: „Das war einfach eine tolle Erfahrung, obwohl ich mich in Almelo gleich beim ersten Spiel schwer verletzt und im ersten Jahr gar nicht gespielt habe. Im zweiten Jahr war ich aber einer der Top-Vorbereiter der Liga und bin mit Heracles ins Halbfinale des Pokals gekommen. Ich habe auch heute noch eine Verbindung zu diesem Verein und habe die Sprache ein bisschen gelernt. Aus dieser Zeit habe ich viel mitgenommen.“

Sie sind heute Spielerberater. Welchen Tipp geben Sie jedem Ihrer Spieler mit auf den Weg?
Michalke: „Man muss geduldig sein, das ist das eine. Und man soll die Schuld nicht woanders suchen, wenn es mal nicht so läuft. Erst einmal muss man sich mit seiner eigenen Leistung auseinandersetzen und sich auf die Dinge konzentrieren, die man selber beeinflussen kann.

Das ist nicht immer leicht bei jungen Menschen, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt – ich kann meinen Jungs da also helfen. Ich habe sowieso ein sehr intensives Verhältnis zu den Spielern und ihren Familien. Und ich glaube, ich bin immer ich geblieben – und das merken die Jungs.“

Herr Michalke, vielen Dank für das Interview!

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