Deine Helden von damals: Jörg Emmerich

Deine Helden von damals: Jörg Emmerich

„Rico Schmitt macht in Halle eine sehr, sehr gute Arbeit“

Eine Karriere im Fußball-Osten: Nachdem er in der Jugend für den Halleschen FC gespielt hatte, schnürte Jörg Emmerich später auch für den SV Merseburg, den VfL Halle, Rot-Weiß Erfurt, Erzgebirge Aue und den Chemnitzer FC die Stollenschuhe. Bei den „Himmelblauen“ wurde er nach dem Ende der Karriere Sportdirektor, heute arbeitet er beim CFC als Jugendtrainer.

Jörg Emmerich, Jugendcoach bei den Himmelblauen.
Jörg Emmerich arbeitet heute als Trainer in der Jugend des Chemnitzer FC. ©Imago

Wir haben uns für unsere Reihe „Deine Helden von damals“ mit dem heute 42-Jährigen unterhalten. Dabei schätzt Emmerich die Situation seiner Ex-Klubs ein und spart vor allem bei Rot-Weiß Erfurt nicht mit Kritik.

Herr Emmerich, Sie haben in der Jugend des Halleschen FC gespielt. Haben Sie noch Kontakte zum HFC?
Jörg Emmerich: „Ja, ich kenne den Präsidenten (Dr. Michael Schädlich, Anm. d. Red.) und den Sportdirektor Stefan Böger ganz gut. Trainer Rico Schmitt kenne ich auch, der hat ja vorher in Aue trainiert.“

Wie bewerten Sie die bisherige Saison des HFC in der 3. Liga?
Emmerich: „Sehr positiv. Rico Schmitt macht da eine sehr, sehr gute Arbeit. Ich denke, dass da schon etwas mehr Zug drin ist als in den letzten Jahren. Wenn man Rico Schmitt in Ruhe arbeiten lässt, dann ist er in der Lage, eine Truppe so zusammen zu schweißen, dass sie Erfolg haben kann. Das hat er in Aue und Offenbach schon bewiesen.“

Für Erfurt ist die 3. Liga zu wenig. (Jörg Emmerich)

Vom HFC kamen Sie über Merseburg und den VfL Halle 2000 zu Rot-Weiß Erfurt. Dort waren Sie zunächst Stammspieler, in Ihrer zweiten Saison aber nicht mehr. Was waren die Gründe dafür?
Emmerich: „Ich hatte mir im letzten oder vorletzten Spiel die Schulter ausgekugelt. Da war ich fast vier Monate weg. Und überhaupt war die Erfurter Zeit ein bisschen schwierig: In den zwei Jahren habe ich 60 Spieler und drei Trainer gesehen.

Es war eigentlich damals schon so, wie es noch heute in Erfurt ist – alle drei Tage gibt’s irgendwas anderes. Schon zu meiner Zeit gab es keine wirkliche Konstanz, und dann ging es halt auch irgendwann nicht mehr.“

Auch RWE spielt aktuell in der 3. Liga, steht aber unten drin. Glauben Sie, dass es mit dem Klassenerhalt eng werden könnte?
Emmerich: „Für Rot-Weiß Erfurt ist die 3. Liga eigentlich zu wenig. Das ist die Landeshauptstadt von Thüringen, der Verein kriegt ein neues Stadion hingesetzt – die haben eigentlich alle Möglichkeiten. Prinzipiell ist die Entwicklung also nicht gut.

Wobei: Was heißt Entwicklung? Man sieht ja gar keine Entwicklung. Dadurch, dass es nie Konstanz in den sportlichen Belangen gibt, schätze ich die Situation als sehr schwierig ein. Deshalb werden sie wahrscheinlich immer gegen den Abstieg spielen, so lange sie nicht ein bisschen Ruhe reinkriegen.“

2002 wechselten Sie von Erfurt nach Aue. Dort stiegen Sie gleich im ersten Jahr in die 2. Liga auf – hätten Sie bei Ihrem Wechsel damit gerechnet?
Emmerich: „Nein, damit hat ja niemand gerechnet. Aber ich weiß noch: Ich bin damals in den Spielerrat gewählt worden und habe zum Glück eine Aufstiegsprämie ausgehandelt…“

Wie hoch war die?
Emmerich: „Wir konnten danach warm essen… (lacht) Nein, das war ganz witzig. Die Führungsetage von Aue hat damals direkt, ohne zu zucken, gesagt: ‚Ja ja, schreiben wir noch mit rein, daran soll’s nicht scheitern.‘ Und am Ende kam es dann tatsächlich zur Auszahlung. In dem Jahr gab’s viele Geschichten, die hängen geblieben sind – das war eine wirklich schöne Zeit.“

Jörg Emmerich im Trikot der Veilchen.
Jörg Emmerich verbrachte bei Erzgebirge Aue die längste Zeit seiner aktiven Karriere. ©Imago

Erst mit 29 Jahren machten Sie Ihr erstes Zweitliga-Spiel. Daran hätten Sie wahrscheinlich selbst auch nicht mehr geglaubt, oder?
Emmerich: „Nein. Ich bin gewechselt, weil ich zu einem Verein wollte, in dem es eine gewisse Konstanz gibt. Und das war zu der Zeit in Aue gegeben. Uwe Leonhardt war schon ewig Präsident, Gerd Schädlich hatte einen guten Ruf als Trainer. Aber dass es so läuft, wie es gelaufen ist, war nicht zu erwarten.“

Für Aue müssen Siege her - vor allem zu Hause. (Jörg Emmerich)

Aue ist inzwischen wieder in der 2. Liga angekommen. Trauen Sie dem Team den Klassenerhalt zu?
Emmerich: „Es wird schwierig. Durch Martin Männel haben sie eine wichtige Persönlichkeit in ihrem Spiel verloren. Sie spielen nicht mehr so sicher und souverän hinten raus. Natürlich ist es gerade ein bisschen schwierig – das Stadion wird umgebaut, die Atmosphäre ist nicht so da. Aber trotzdem müssen jetzt mal ein paar Siege her, vor allem zu Hause. Hoffentlich können sie in der Rückrunde nochmal richtig angreifen.“

Zum Ende Ihrer Karriere spielten Sie ab 2008 für den Chemnitzer FC. Dort waren Sie später erst Sportdirektor, sind jetzt aber als Trainer im Nachwuchsbereich tätig. Hat Ihnen die Arbeit auf dem Platz gefehlt?
Emmerich: „Nein, das hatte einen ganz einfachen Grund: Mein Sohn spielt in der Chemnitzer Jugend. Vor zwei Jahren gab es ein Problem mit den Trainern und da bin ich kurzerhand eingesprungen.“

Die Profis des CFC sind mit hohen Erwartungen in die Drittliga-Saison gegangen und aktuell Dritter. Wie schwer wird es, den Aufstieg wirklich zu realisieren?
Emmerich: „Die Liga ist so eng, da kann jeder von Spieltag zu Spieltag große Sprünge machen. Es ist extrem, aber es ist eben auch keine starke Liga, das muss man sagen.

Voriges Jahr hatten Dresden, Aue und Würzburg einen Plan – den sehe ich momentan bei keiner Mannschaft, da versucht jeder irgendwie sein Glück. Wichtig wird sein, wie die Mannschaft aus der Winterpause kommt. Wenn man da direkt einen guten Start hinlegt, dann kann man ein bisschen Euphorie entfachen.“

Herr Emmerich, wir danken Ihnen sehr für dieses Interview!

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