Deine Helden von damals: Christof Babatz

Helden von damals: Christof Babatz

„Mainz muss Jahr für Jahr kleine Brötchen backen“

Von 1990 bis 1997 bei Hannover 96, danach vier Jahre beim Hamburger SV. Doch so richtig glücklich wurde Christof Babatz erst mit seinem Wechsel zum FSV Mainz 05 im Jahr 2001. Für die Rheinhessen absolvierte der defensive Mittelfeldspieler in sechs Jahren insgesamt 172 Pflichtspiele, in denen er 22 Tore erzielte.

Christof Babatz im Stadion.
Christof Babatz ist heute Leiter der Fußballschule von Mainz 05. ©Imago

Heute arbeitet Babatz wieder für Mainz 05, als Leiter der Fußballschule. Wie sich der 42-Jährige an das Hin und Her im Aufstiegskampf der 2. Bundesliga zwischen 2002 und 2004 erinnert, warum der FSV insgesamt so erfolgreich ist und warum der Klub immer wieder hoch angesehene Trainer hervorbringt, verrät Christof Babatz im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“!

Herr Babatz, Sie wurden in der Jugend von Hannover 96 ausgebildet und sind heute selbst Leiter der Fußballschule von Mainz 05. Inwiefern hat sich die Arbeit mit jungen Fußballern in diesem Zeitraum verändert?
Christof Babatz: „Schon ein bisschen. Zu meiner Zeit gab es nur Fußball. Wir hatten keine elektronischen Geräte wie Smartphones oder Spielkonsolen. Jetzt ist es halt ein Stück weit schwierig, die Jungs davon weg zu bekommen. Ansonsten ist das Spiel athletischer geworden, deshalb legen wir in der 05er-Fußballschule viel Wert auf Koordination und Passspiel.“

Was sind Ihre heutigen Aufgaben in der 05er-Fußballschule?
Babatz: „Wir trainieren Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Jungs und Mädchen, ob mit Talent oder diejenigen mit etwas weniger Talent, die einfach nur mal das Fußballspielen kennenlernen wollen. Ich koordiniere das Ganze hinsichtlich Trainingsbetrieb und -camps.“

Kommen wir zu Ihrer aktiven Karriere. Nach Ihrer Zeit in Hannover wechselten Sie zum HSV, machten dort in vier Jahren aber nur 31 Pflichtspiele. Warum hat es in Hamburg nicht so richtig gepasst?
Babatz: „Ich war noch sehr jung und hatte damals auch viele Verletzungen. Aber ich habe mich herangekämpft und dann auch gespielt. Oft ist es aber dann so, dass im Laufe der Zeit wieder mehr Vertrauen in die älteren Spieler gelegt wurde.

Und jeder Fußballer möchte ja nun mal gerne spielen, aber die Chance wurde mir in Hamburg nicht mehr gegeben. Deshalb habe ich mit dem Wechsel nach Mainz dann erst einen Schritt zurück, aber später eben auch wieder drei Schritte vorwärts gemacht. Das war im Endeffekt genau die richtige Entscheidung.“

War es vielleicht sogar die beste Entscheidung Ihres Lebens?
Babatz: „Definitiv. Aber ich hatte auch beim HSV eine super schöne Zeit, in der ich viele Erfahrungen gesammelt und mit vielen Größen zusammengespielt habe.“

Wir waren sauer auf den Fußballgott. (Christof Babatz)

Mit Mainz spielten Sie zunächst lange in der 2. Liga, u.a. verpassten Sie 2003 den Sprung in die Bundesliga nur wegen eines Treffers. Haben Sie da geglaubt, dass es nie klappen würde?
Babatz: „Nein. Wir hatten ja schon im Jahr zuvor den Aufstieg verpasst, weil wir am Ende einen Punkt zu wenig hatten. Natürlich waren wir 2003 total enttäuscht, traurig und auch sauer auf den Fußballgott. Aber wir haben nie gezweifelt, dass es doch noch irgendwann klappen könnte.“

Ein Jahr später hat es dann ja gereicht, auch dank zweier Vorlagen von Ihnen im letzten Saisonspiel gegen Trier.
Babatz: „Das Spiel ist immer noch sehr präsent, darüber spreche ich auch oft mit ehemaligen Kollegen. Dabei waren die Voraussetzungen eigentlich schlechter als in den Jahren davor. Aber dass es dann doch geklappt hat, hat uns gezeigt, dass es doch einen Fußballgott gibt (lacht).“

Christof Babatz im Duell mit Claudio Pizarro.
172 Pflichtspiele absolvierte Christof Babatz (l.) in seinen sechs Jahren beim FSV Mainz 05. ©Imago

Mainz 05 hat sich inzwischen in der Bundesliga etabliert und „alte Hasen“ wie den HSV weit hinter sich gelassen. Woran liegt das?
Babatz: „Bei Mainz 05 sind wir in den ganzen Jahren immer wieder froh gewesen, dass wir uns für die neue Saison in der Bundesliga qualifiziert haben. So sind wir ganz gut gefahren. Natürlich gab es positive Ausrutscher wie die Europa League in dieser Saison. Das haben wir gerne mitgenommen, aber für uns ist wichtig, dass wir Jahr für Jahr kleine Brötchen backen. Das ist unser Rezept, wir heben nicht ab.

Beim HSV zum Beispiel sind die Erwartungen immer wieder riesengroß. Das hängt natürlich auch mit der Stadt und dem Stadion zusammen, das ist eben ein Traditionsverein, der noch nie abgestiegen ist. Aber der Verein würde gut daran tun, auch erstmal kleine Brötchen zu backen.“

Nach der Doppelbelastung in dieser Saison muss Mainz noch ein wenig um den Klassenerhalt bangen. Wird es noch einmal eng im Tabellenkeller?
Babatz: „Die Europa League war für jeden einzelnen im Verein eine wichtige Erfahrung, aber ich glaube, es ist gut, sich jetzt wieder voll auf die Bundesliga konzentrieren zu können. Man sieht es ja an der Tabelle, dass wir noch nicht gesichert sind und noch ein paar Punkte brauchen. Und die sollten wir auch schnellstmöglich holen. Ich glaube zwar nicht, dass es noch einmal eng wird, aber es wird nicht einfach. Die Mannschaften, die ganz unten drin stehen, werden auch noch punkten.“

Sie haben die Trainer-A-Lizenz gemacht, kennen sich also ein bisschen aus. Warum bringt Mainz immer wieder so tolle Trainer wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und aktuell Martin Schmidt hervor?
Babatz: „Bei uns bekommen die Trainer die nötige Rückendeckung und können ganz in Ruhe ihre Mannschaft entwickeln. Das ist in manch anderen Vereinen nicht der Fall, weil dort viel auf Erfolg getrimmt ist.

Als Jürgen Klopp Trainer war, gab es zwischenzeitlich mal eine Serie mit – gefühlt – zwölf Niederlagen am Stück. Aber der Verein hat trotzdem an ihm festgehalten und an ihn geglaubt. Und er hat die Wende dann ja auch geschafft. Ich glaube einfach, dass die Rückendeckung der Vereine für den Trainer extrem wichtig ist.“

Schmidt zeichnet das Gleiche aus wie Tuchel. (Christof Babatz)

Was hebt Schmidt von seinen beiden Vorgängern ab?
Babatz: „Nicht so viel. Thomas Tuchel hat ihn ja damals aus der Schweiz geholt, dadurch haben sich die beiden gut kennengelernt. Martin Schmidt zeichnet praktisch das Gleiche wie Thomas Tuchel aus. Er ist natürlich nicht ganz so impulsiv oder aufbrausend an der Seitenlinie, aber er hat die nötige Ruhe und kommt sehr gut in der Mannschaft an.“

Werden wir Sie persönlich eigentlich nochmal auf der Bühne Bundesliga sehen?
Babatz: „Man soll niemals nie sagen. Aber zur Zeit bin ich sehr, sehr zufrieden, was die Jugendarbeit angeht. Es macht mir richtig Spaß, Kindern etwas beizubringen. Momentan bin ich damit vollkommen ausgelastet.“

Herr Babatz, wir danken Ihnen sehr für das Gespräch!

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Noch mehr Storys von unseren Helden bekommt Ihr hier. Bereits in der kommenden Woche haben wir ein neues spannendes Interview für Euch!